Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2024 |
Seiten | 200 |
Format | 13,8 x 2,0 x 21,2 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 337 g |
Reihe | Edition Blau |
ISBN-10 | 3039730177 |
ISBN-13 | 9783039730179 |
Bestell-Nr | 03973017A |
»Ich sage es noch einmal, das ist Dynamit, antidemokratisches Dynamit!«
Der russische Hellseher Danilo Gromow liegt tot in seiner düsteren Villa und seine Butlerin Jana ist wie immer sturzbetrunken. Ausgerechnet Kriminalkommissär Heiner Glut, der tags zuvor einen Wald in Brand gesteckt hat, soll diesen Fall lösen. Den einzigen Hinweis, den er findet, ist der Eintrag »Novosti« in Gromows Agenda. Unterstützte der dubiose Prophet die Berner Filiale der sowjetischen Nachrichtenagentur Novosti, die Bundesrat Rudolf Friedrich gerade in einer Hauruckaktion schließen lassen will? 1983.?Verfluchte Hitze verdichtet drei historische Ereignisse - den Skandal um die Berner Novosti¬-Agentur, den spektakulären Fall einer Basler Spionin in sowjetischen Diensten und den Mord an einem Hellseher - zu einer tragikomischen Bestandsaufnahme des Jahrs 1983. Es ist der letzte Höhepunkt des Kalten Kriegs, Europa streitet über den Nato¬-Doppelbeschluss, Nenas »99 Luftballons« laufen in Dauerschleife und die Sommertemperaturen steigen erstmals auf 40 Grad.Während Holliger sein en historischen Figuren verbriefte Zitate in den Mund legt, schreibt er für sein Ermittlerteam pointierte Dialoge, die den vielfach ausgezeichneten Theater- und Hörspielautor erkennen lassen.
Leseprobe:
Der sogenannte Meister lag in einem lila Bademantel in einer Blutlache, die sich fast über den gesamten Fußboden des Schlafzimmers, bis zur Türschwelle, ausgebreitet hatte. Wie zwei Boote lagen seine Pantoffeln darin. Einer kieloben, der andere noch nicht gekentert, aber menschenleer. »Sechs Schüsse in den Brustkorb, einer durch die Halsschlagader«, sagte Wüst beeindruckt.»Arteria carotis«, ergänzte Simon und räusperte sich. Glut wusste nicht, was von ihm erwartet wurde. Vermutlich war es den drei Kollegen im Moment nur wichtig, dass sie mit diesem Anblick nicht allein blieben. Die Schüsse, die von vorne durch den Brustkorb gegangen waren, hinterließen auf dem Bademantelrücken dunkle Blumenstempel. Die offene Wunde neben der Gurgel sah aus, als wäre in diesem zarten Männerhals eine Mine hochgegangen. Das helle Fleisch zerteilte sich in alle Richtungen. Auf Glut wirkte der tote Mann unendlich alleingelassen. Als hätte das Schicksal eine Schnecke aus ihrem Haus gerissen.
Rezension:
»Holligers Texte sprühen Funken in ihrem Eigensinn, überzeugen mit erzählökonomischer Raffinesse und sprachlicher Gewandtheit.« Hardy Ruoss