Fragen hätte ich noch - Geschichten von unseren Großeltern
Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2024 |
Seiten | 256 |
Format | 15,2 x 2,1 x 22,2 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 458 g |
ISBN-10 | 3039730398 |
ISBN-13 | 9783039730391 |
Bestell-Nr | 03973039A |
»Als ich klein war, fand ich sie geheimnisvoll.«
Das Leben meiner Großeltern: Was weiß ich darüber? Diese Frage wollte Wolfram Schneider-Lastin für sich und sein privates Umfeld beantworten. Doch es geschah Unerwartetes: Seine Familienerinnerungen waren für viele seiner Freundinnen und Freunde ein Anstoß, sich selbst zu erinnern und eigene Geschichten zu erzählen. Lange Zeit Verschüttetes kam zutage, zeithistorisch Spannendes, Berührendes, aber auch Schmerzhaftes. Die Idee - inzwischen zu einem Buchprojekt geworden - zog weitere Kreise und Wolfram Schneider-Lastin begann, gezielt auf Schriftstellerinnen und Schriftsteller zuzugehen und sie nach ihren Großeltern zu befragen. So ist eine vielfältige Sammlung von Erzählungen entstanden, in der sich das 20. Jahrhundert in seinen schrecklichen Facetten spiegelt, aber auch in Momenten von Glück. Die Spurensuche der Enkelkinder führt quer durch die Schweiz, nach West- und Ostdeutschland, Österreich, Italien, Ungarn, Polen, Israel und Pakistan.
Leseprobe:
»Ein erstes Mal hatten meine Großväter Glück, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Da waren sie vierzehn und fünfzehn Jahre alt - der eine zu jung, um in Verdun durch den Fleischwolf gedreht zu werden, der andere noch nicht alt genug, um am Rhein Wache zu stehen. Wären sie nur zwei oder drei Jahre früher zur Welt gekommen, hätten vor allem die Nachfahren meines französischen Großvaters schlechte Chancen gehabt, das Licht der Welt zu erblicken.« Alex Capus»Ich erinnere mich an kein Wort, keinen Satz von Dir. Nur einmal, und da sind wir erschrocken, alle sind wir erschrocken, als die Nachrichten liefen und du sagtest: »Das hätte es unter ihm nicht gegeben.« Wir, meine Cousins und ich, haben dich angesehen und dich ausgeschimpft, da sagtest du nichts mehr. Hast nur auf deine Hände geschaut und die Daumen kreisen lassen. Wie in der Kirche, in die ich dich sonntags begleiten musste.« Alice Grünfelder»Lehnte ich mich nach dem Mittagsschlaf an ihren Arm, strich sie mir mit der Hand über Kop f und Nacken, gab mir fünf Rupien und flüsterte: »Geh, hol von dem feinen Brot.« Ich sprang auf, ein pakistanischer Bub vom Zürichsee in kurzen Hosen, T-Shirt und Sandalen, ging zur Bäckerei mit dem Erdloch aus gebranntem Lehm und bestellte in meinem schweizerischen Urdu zehn Naan. Der Bäcker legte ein elftes dazu, nur für mich. Als ich zurückkam, sagte Nani: »Hier ist er ja«, und legte die bestellten Brote auf das große Tuch zu den Schüsseln und Schalen, aus denen es nach Ingwer und Knoblauch duftete, nach grünem Kardamom und Schwarzkümmelsamen, Sternanis, Zimtrinde und Musaktblüte.« Waseem Hussain»Una fabbrica di tappeti ... es war eine Teppichfabrik! Details tauchen wieder auf, jetzt, nachdem ich die Geschichte aufgeschrieben habe, fällt es mir wieder ein.« Ariela Sarbacher