Der Behinderung einen Sinn verleihen - Über die Interpretation von Seh- und Gehbehinderungen bei Figuren des antiken Mythos
Verlag | De Gruyter |
Auflage | 2024 |
Seiten | 356 |
Format | 17,6 x 2,6 x 24,2 cm |
Gewicht | 736 g |
ISBN-10 | 311138179X |
ISBN-13 | 9783111381794 |
Bestell-Nr | 11138179A |
Wie werden behinderte Figuren in der antiken Mythologie dargestellt? Diese Arbeit beleuchtet sechs prominente Figuren mit Behinderungen (Thersites, Teiresias, Oidipus, Hephaistos, Philoktetes und Plutos) und untersucht, wie verschiedene Autoren diverser Genres der antiken Literatur diese Figuren gestalten und welche Rolle dabei ihre Lahmheit bzw. Blindheit spielt. Es wird gezeigt, dass sich die Behandlung von behinderten Figuren keineswegs in ihrer Exklusion erschöpft, sondern Behinderungen ein Teil des ausgefeilten Instrumentariums antiker Erzählkunst sind. Gleichzeitig zeigt sich, wie wandelbar Mythen in den Händen ihrer Erzähler sind, die das narrative Material ihren Absichten anpassen. So erreicht beispielsweise Oidipus keineswegs notwendig durch seine Selbstblendung den Status eines Sehers, sondern zeigt dadurch bei Sophokles, dass er seine eigene Verantwortung nicht anerkennt; der hinkende Schmiedegott Hephaistos ist keineswegs immer nur ein Außenseiter, sondern bei Hom er sogar der Sympathieträger auf dem Olymp. Die Einbeziehung spätantiker Philosophen und Allegoriker im Bereich des Hephaistos schließt eine Forschungslücke. Auf diese Weise korrigiert die Arbeit schematisierende Deutungen und legt Rezeptionsphänomene offen.
How are disabled figures portrayed in ancient mythology? This thesis examines six prominent figures with disabilities (Thersites, Teiresias, Oidipus, Hephaestus, Philoctetes and Pluto) and analyses how different authors of various genres of ancient literature portray these figures and what role their lameness or blindness plays. It is shown that the treatment of disabled characters is by no means limited to their exclusion, but that disabilities are part of the sophisticated instruments of ancient narrative art. At the same time, it shows how changeable myths are in the hands of their narrators, who adapt the narrative material to their intentions. Oidipus, for example, by no means necessarily achieves the status of a seer through his self-blinding, but in Sophocles shows that he does not recognise his own responsibility; the limping blacksmith god Hephaestus is by no means always just an outsider, but in Homer even the popular figure on Mount Olympus. The inclusion of late antiqu e philosophers and allegorists in the area of Hephaestus closes a research gap. In this way, the work corrects schematising interpretations and reveals reception phenomena.