Verlag | Kampa Verlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 344 |
Format | 13,1 x 3,1 x 21,0 cm |
Gewicht | 487 g |
ISBN-13 | 9783311350088 |
Bestell-Nr | 31135008M |
Das Debüt der Dichterin, Musikerin, Künstlerin Tice Cin ist ein vielstimmiger Roman, dessen Schauplatz die türkisch-zypriotische Gemeinschaft im Norden Londons ist. Dort lebt Damla, eine Teenagerin, mit ihren Geschwistern, mit ihrer Mutter Ayla und deren Mutter Makbule. Dort leben auch Ufuk, Mehmet und Ali, die in der Unterwelt verkehren und hoffen, mit Drogenschmuggel das ganz große Geld zu machen. An sie wendet sich die allein erziehende Ayla, als sie das Heroin, das ihr Mann zurück gelassen hat, verkaufen will. Und sie weiß auch schon, wie sie es schmuggeln will: eingewachsen in Kohlköpfen. Den Kern von Cins Roman bildet ein zartes Familiendrama: das Leben von Ayla, ihrer alternden Mutter und ihrer heranwachsenden Tochter. Es geht um Zusammenhalt, ums Überleben, ums Aufgehobensein und Überwachtwerden, um Freund_innenschaft, Gewalt und ums Essen. Denn Letzteres versinnbildlicht wie kaum etwas anderes Heimat und Gemeinschaft. So sagt Damla über ihre Jugend: »Alles, was wir tun mu ssten, war heil bleiben und zusammen essen.«Ein einzigartiges, hochmusikalisches Debüt, das zwischen Prosa, Lyrik und Drama mäandert und Gattungs und Sprachgrenzen verschwimmen lässt.
Leseprobe:
»Man kann Dinge vermissen, die man nie richtig kannte.«»Sie erlaubte ihm, ihre Hand zu halten, und ging mit ihm in einen Garten voller schlafender Gesichter und tanzender Körper. Er tanzte. Für sie war es, als würde ein Mann Bauchtanz machen, wie er sich mit seinen ernsten Augen auf sie zuschob. Ihr Lachen überraschte ihn. Er fragte, warum er sie noch nie gesehen hatte. Ihr Akzent und die Farbe ihres Bauchnabels (dunkler als ihr Gesicht, als hätte er eine ganze Kindheit voller Sonnenschein gespeichert) verrieten es ihm. Seine Hand griff nach ihrem Bauch, als wäre sie seine schwangere Frau. Er legte die flache Hand darauf, während er sie mit der anderen an sich in einen Kuss zog. Er hinterließ einen Geschmack in ihrem Mund, den sie nicht zuordnen konnte. Sie wusste nur, dass sie diesen Geschmack nicht mochte, genauso sehr, wie sie wusste, dass sie ihn füttern wollte. Sie wollte, dass er stattdessen nach ihrem Essen schmeckte.«»Bei ihren Treffen bewarf sie ihn mit Erdbeeren und besc hwerte sich über den Geruch von Öl in seinen Haaren. Sie küssten sich zum Geräusch ihres Kicherns. Wie lächerlich, wenn zwei Gesichter vor den Augen der ganzen Welt aufeinanderprallen. Sie nahm ihn mit zum Markt, und er musste Papiertüten voller Gemüse tragen, das ihn in den Schnurrbart pikte. Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und wenn er schließlich die Konzentration verlor, gab sie ihm Flaouna oder mit Ricotta gefülltes Gebäck. Seine Lippen schmeckten immer mehr nach ihr, je länger sie zusammen waren, und irgendwann waren ihre Küsse süß genug für eine Eskalation.«