Eiserne Eremitage - Bauen mit Eisen im Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - (Werk bestehend aus 2 Bänden)
Verlag | Ernst & Sohn |
Auflage | 2022 |
Seiten | 714 |
Format | 22,4 x 5,4 x 28,7 cm |
Gewicht | 3598 g |
Reihe | Edition Bautechnikgeschichte |
ISBN-10 | 3433031568 |
ISBN-13 | 9783433031568 |
Bestell-Nr | 43303156A |
Im Dezember 1837 zerstört ein verheerender Großbrand das Machtzentrum des russischen Reichs, den Winterpalast in St. Petersburg. Der von Zar Nikolaus I. forcierte umgehende Wiederaufbau bildet den Auftakt eines groß angelegten Um- und Neubauprogramms für nahezu sämtliche Bauten der kaiserlichen Residenz, die heute umgangssprachlich unter dem Namen Eremitage zusammengefasst werden. Vermeintlich "feuersichere" Eisenkonstruktionen modernster Bauart ersetzen in den Dächern und Decken die traditionellen Holztragwerke. Bis 1852 entsteht in beispiellosen Ausmaßen, erstaunlicher Vielfalt und unterschiedlichen konstruktiven Handschriften das größte Ensemble eiserner Tragwerke der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - die Eiserne Eremitage.
Errichtet in einer technologisch noch offenen Zeit, in der Europa gerade erst daran arbeitet, die Möglichkeiten des Bauens mit Eisen zu erkunden und erste Regeln und Praktiken dafür zu formulieren, bilden die hinter den Fassaden und abgehängten D ecken der Eremitage verborgenen Eisenkonstruktionen heute ein einzigartiges Zeugnis aus der Frühzeit des europäischen Stahlbaus.
Im Ergebnis eines langjährigen Forschungsprojekts eröffnet die zweibändige Monographie eine gänzlich neue Sichtweise auf diesen Gebäudekomplex von Weltrang: Nie zuvor ist eine historische Eisenkonstruktion in derartiger Tiefe und Weite erfasst, dokumentiert und interpretiert worden. Exemplarisch zeigt die Untersuchung dabei das Potenzial einer Bauforschung mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt, die nicht nur die Auswertung umfangreicher Archivbestände, handnahe In-situ-Untersuchungen, Laboranalysen und statisch-konstruktive Analysen umfasst, sondern auch die kompetente Verortung und Bewertung im zeitgenössischen bautechnikgeschichtlichen Kontext. In einem eigenen Tafelband werden aus der Fülle des Materials Archivalien, detaillierte Konstruktionszeichnungen und Visualisierungen der eisernen Tragwerke präsentiert und kommentiert.
Au f der Suche nach Erklärungen verfolgen die Autoren in ihrer detaillierten Aufbereitung der Bau- und Konstruktionsgeschichte den langen Weg des Eisens zurück bis zu den Wurzeln im Ural, dem Abbau und der Verhüttung des Erzes. Die Spurensuche entfaltet die Folie, vor der sich der Bau der Eisernen Eremitage überhaupt erst vollziehen konnte - die beeindruckende Geschichte der russischen Eisenproduktion und bislang nahezu unbekannter Pionierleistungen des Bauens mit Eisen im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Das Ergebnis verändert unseren Blick auf die Frühgeschichte des Stahlbaus - im Verständnis der Entwurfs-, Konstruktions- und Bauprozesse eines solchen Großprojekts, vor allem aber auch hinsichtlich der bereits weit zurückreichenden Traditionslinien des russischen Eisenbaus.
Rezension:
Dr. Bill Addis (London) in: The International Journal for the History of Engineering & Technology, 12 Dec 2022, p. 2:
"The result of a long-term research project, this two-volume monograph opens up a completely new perspective on this world-class building complex and the result is a record, documentation and interpretation of a historical iron construction of remarkable depth and breadth. The study exemplifies the potential of historical building research with an engineering focus, which not only includes the evaluation of extensive archival holdings, hands-on in-situ examinations, laboratory analyses of materials and analyses of structural behaviour, but also the placing and evaluation of the buildings in the contemporary context of the history of building technology"