Verlag | hanserblau |
Auflage | 2022 |
Seiten | 288 |
Format | 13,5 x 2,4 x 20,9 cm |
Gewicht | 379 g |
ISBN-10 | 3446272860 |
ISBN-13 | 9783446272866 |
Bestell-Nr | 44627286M |
"In diesem starken Debütroman schweigen die Väter, während die Mütter sprechen. Draeger entfaltet ein dichtes Motivnetz, in dessen Zentrum Oralität (als Sprechen, als Essen, als Schweigen) steht. Die schnörkellose, aber elegante Sprache lässt die Brutalität mancher Szenen - gleich zu Beginn findet der Großvater im Kindesalter seinen Vater erhängt vor - umso schärfer zutage treten." Marlen Hobrack, Welt am Sonntag
In ihrem kompromisslosen Debüt erzählt Lea Draeger die Geschichte einer Familie, deren Herkunft die Gegenwart überschattet. Nach und nach entsteht ein Kaleidoskop aus Verletzungen und Sprachlosigkeit, das die Leben von Großmutter, Mutter und Tochter prägt - sie alle sind verzweifelt und grausam, traurig und stark zugleich. Der Tochter aber wird es gelingen, die weitergetragenen Traumata zu überwinden, indem sie sich der Familienvergangenheit entgegenstellt.
"Als mein Großvater zwölf Jahre alt war, erhängte sich mein Urgroßvater am Deckenbalken seiner Backstu be mit einer Hundeleine. Die Füße schwebten über dem Arbeitstisch. Er schaute starr von oben hinunter auf sein Kind."
Rezension:
"In diesem starken Debütroman schweigen die Väter, während die Mütter sprechen. Draeger entfaltet ein dichtes Motivnetz, in dessen Zentrum Oralität (als Sprechen, als Essen, als Schweigen) steht. Die schnörkellose, aber elegante Sprache lässt die Brutalität mancher Szenen - gleich zu Beginn findet der Großvater im Kindesalter seinen Vater erhängt vor - umso schärfer zutage treten." Marlen Hobrack, Welt am Sonntag, 2.1.2022
"Es geht um schweren patriarchalen Machtmissbrauch, und dieser wird auch in all seiner Brutalität erzählt. Trotzdem handelt es sich um ein hoffnungsvolles Buch. Momente der Grausamkeit und Momente der Zartheit fügen sich ineinander und legen nach und nach das patriarchale Gefüge offen, aus dem sich die Ich-Erzählerin befreien will." Nina Roßmann, taz, 8.2.2022
"Lea Draeger schreibt in klaren, kurzen Sätzen. Gleichzeitig findet sie berührende und poetische Bilder, die die Verzweiflung, aber auch die Kraft der jungen Erzählerin widerspiegeln." Sally- Charell Delin, SR 2 KulturRadio, 9.2.2022
"Es ist grandios wie Draeger die Geschichte entwickelt, aber es ist wirklich schmerzhaft in jeder Zeile." Joachim Scholl, Deutschlandfunk Kultur "Lesart", 7.2.2022
"Draeger setzt kein Wort zu viel und lässt die lückenhafte Wahrnehmung der Ich-Erzählerin stehen, die zwangsernährt und sediert wird, weil sie Sprechen und Essen verweigert. Keine Spur von sprachlichem Zierrat. Härte ist für die Autorin, die beschreibt, wie sich die Erzählerin Wunden bis auf die Knochen schneidet, das einzig mögliche Mittel. Angesichts von Missbrauch, häuslicher Gewalt und Selbstverletzung, die sie als gesellschaftliches Tabu betrachtet ... Ihr gelungenes Debüt lebt vom Zorn der verweigerten Absolution." Gunda Bartels, Der Tagesspiegel, 23.01.2022
"Lea Draeger fügt trotz des zentnerschweren Inhalts mit leichter Hand und poetischer Anmut ein Erzählmosaik an das andere, die drastische Klinikgegenwart wechselt ab mit selten heiteren, öfter düst er-komischen Episoden aus der Vergangenheit, die die Protagonistin aus den mündlichen Überlieferungen von Mutter und Großmutter kennt." Linda Stift, Die Presse, 29.1.2022
"'Wenn ich euch verraten könnte' ist ein starkes Stück Auflehnung gegen herrschende Regeln." Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.5.2022
"Der Roman ist die Anstrengung anzumerken, jeden Satz an die Stelle zu bringen, wie die Splitter in einem Mosaik. Er ist das Zeugnis eines Auf- und Ausbruchs, um den Preis von seelischen und körperlichen Wunden gegen das Verstummen. Es ist eine Anleitung zum Widerstand. Bis in die feinsten Verästelungen rückhaltlos durchgearbeitet, hat Lea Draeger dennoch kein gnadenloses Buch geschrieben. Das ist ein starkes Stück." Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.5.2022