In diesen Bänden kann ein neuer Siegfried Lenz entdeckt werden. Sie versammeln über 150 Texte, die Lenz für Radio und Fernsehen geschrieben hat. Mehr als 120 dieser Rundfunkarbeiten erscheinen hier zum ersten Mal im Druck.
Aus dem Nachlass und aus den Rundfunkarchiven werden bislang unbekannte Hörspiele, Features, Stegreiferzählungen, Glossen und Funkessays zugänglich. Sie zeigen einen produktiven jungen Literaten auf der Suche nach neuen medialen Ausdrucksformen, der sich mit vielen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragen auseinandersetzt. Die Edition stellt Siegfried Lenz als Medienarbeiter vor, dessen Gesamtwerk nicht länger ohne die enge Bindung an die Rundfunkanstalten in Deutschland zu verstehen ist.
Rezension:
»Eine bisher kaum bekannte Seite von Siegfried Lenz.« NDR Kultur Journal
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, gestorben 2014 in Hamburg, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Seit seinem Debütroman Es waren Habichte in der Luft von 1951 veröffentlichte er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Mit den masurischen Geschichten So zärtlich war Suleyken hatte er 1955 seinen ersten großen Erfolg, Sein Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Problemen (z. B. Der Mann im Strom, 1957, oder Brot und Spiele, 1959) und mit dem Nationalsozialismus bzw. seiner Aufarbeitung. Zu Lenz' größtem Erfolg wurde der 1968 erschienene Roman Deutschstunde. Bis heute ist die Geschichte eines Polizisten, der im Nationalsozialismus das Malverbot seines Freundes überwacht, eine bestechende Entlarvung eines pervertierten Pflichtgefühls. Das Buch wurde verfilmt, avancierte zur Pflichtlektüre an Schulen und war international ein großer Erfolg. Der Deutschstunde folgten viele weitere große Romane (Das Vorbild, 1973, Heimatmuseum, 1978, Der Verlust, 1981, Exerzierplatz, 1985, Die Auflehnung, 1994, Landesbühne, 2009), welche Siegfried Lenz neben Schriftstellern wie Heinrich Böll, Günter Grass oder Martin Walser zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren machte. Sein zweiter Roman Der Überläufer erschien postum im Jahr 2016 und wurde ein großer Erfolg. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Gerhart-Hauptmann-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Heinrich Detering, geboren 1959, lehrt Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen. Bei Hoffmann und Campe veröffentlichte er zuletzt Planetenwellen, ausgewählte Gedichte und Prosatexte von Bob Dylan, sowie eine kommentierte Neuausgabe von Dylans Tarantel.
Autorenporträt schließen