"Unter den Fragmenten vermischten Inhalts findet sich eine Anzahl »Ästhetischer Fragmente«; die überwiegende Mehrzahl aber wird von unvollendeten, bruchstückhaften Texten, Fragmenten im Wortsinn, gebildet. Charakteristisch ist, daß der größte Teil dieser Texte in den Jahren zwischen 1916 und etwa 1923 entstanden ist: Jahren, in denen Benjamins Denken sich der schulphilosophischen - neukantianischen wie phänomenologischen - Fesseln entledigte und zu jenen dialektischen Einsichten gelangte, die heute als die originären und unverwechselbaren dieses Philosophen gelten. Die Autobiographischen Schriften enthalten Lebensläufe, die »Berliner Chronik« sowie kleinere Notizen, darunter den geheimnisvollen »Agesilaos Santander«. Das Gewicht dieser Abteilung liegt indessen auf den tagebuchartigen Aufzeichnungen der Jahre 1906 bis 1939."
Inhaltsverzeichnis:
Zur Sprachphilosophie und Zur Ästhetik. Lebensläufe. Protokolle zu Drogenversuchen. Erkenntniskritik. Zur Moral und Anthropologie. Zur Geschichtsphilosophie, Historik und Politik. Charakteristiken und Kritiken. Zur Literaturkritik. Zu Grenzgebieten. Betrachtungen und Notizen. Aufzeichnungen 1906-1939. Wandkalender der "Literarischen Welt" für 1927. Memorandum zu der Zeitschrift "Krisis und Kritik".
Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 als erstes von drei Kindern in Berlin geboren und nahm sich am 26. September 1940 in Portbou/Spanien das Leben. Benjamins Familie gehörte dem assimilierten Judentum an. Nach dem Abitur 1912 studierte er Philosophie, deutsche Literatur und Psychologie in Freiburg im Breisgau, München und Berlin. 1915 lernte er den fünf Jahre jüngeren Mathematikstudenten Gershom Scholem kennen, mit dem er zeit seines Lebens befreundet blieb. 1917 heiratete Benjamin Dora Kellner und wurde Vater eines Sohnes, Stefan Rafael (1918 -1972). Die Ehe hielt 13 Jahre. Noch im Jahr der Eheschließung wechselte Benjamin nach Bern, wo er zwei Jahre später mit der Arbeit Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik bei Richard Herbertz promovierte. 1923/24 lernte er in Frankfurt am Main Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer kennen. Der Versuch, sich mit der Arbeit Ursprung des deutschen Trauerspiels an der Frankfurter Universität zu habilitieren, scheiterte. B enjamin wurde nahegelegt, sein Gesuch zurückzuziehen, was er 1925 auch tat. Sein Interesse für den Kommunismus führte Benjamin für mehrere Monate nach Moskau. Zu Beginn der 1930er Jahre verfolgte Benjamin gemeinsam mit Bertolt Brecht publizistische Pläne und arbeitete für den Rundfunk. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang Benjamin, im September 1933 ins Exil zu gehen. Im französischen Nevers wurde Benjamin 1939 für drei Monate mit anderen deutschen Flüchtlingen in einem Sammellager interniert. Im September 1940 unternahm er den vergeblichen Versuch, über die Grenze nach Spanien zu gelangen. Um seiner bevorstehenden Auslieferung an Deutschland zu entgehen, nahm er sich das Leben. Rolf Tiedemann wurde 1932 in Hamburg geboren. Im Zuge seines Studiums der Philosophie, Germanistik und Soziologie in Hamburg, Göttingen, Berlin und schlussendlich in Frankfurt am Main, war Tiedemann ab 1959 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als persönlicher Assistent bei Theodor W. Adorno beschäftigt. 1964 promovierte er mit der ersten Dissertation über Walter Benjamin bei Adorno und Max Horkheimer. Gemeinsam mit Hermann Schweppenhäuser übernahm er 1970 die Herausgeberschaft der Gesamtausgaben von Adorno und Walter Benjamin. Von 1985 bis 2002 war er Direktor des Theodor W. Adorno Archivs in Frankfurt, von wo aus er u.a. die Ausgaben der Nachgelassenen Schriften Adornos initiierte. Vielfach rezipiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt sind die von Tiedemann edierten Bände des Passagenwerks von Benjamin und der Ästhetischen Theorie sowie des Beethoven von Adorno.
Rolf Tiedemann verstarb am 29. Juli 2018.
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