Deutsche Zustände - Über Erinnerungen und Tatsachen, Heimat und Literatur. Essays
Verlag | Fischer Taschenbuch |
Auflage | 2001 |
Seiten | 280 |
Format | 14,7 x 22,8 x 1,6 cm |
Gewicht | 486 g |
Reihe | Fischer Taschenbücher 15044 |
ISBN-10 | 3596150442 |
ISBN-13 | 9783596150441 |
Bestell-Nr | 59615044A |
"Die Nation hat schlechte Laune. Sie ist wiedervereint, aber nicht glücklich." So beschreibt Günter de Bruyn die Bewusstseinslage seiner Zeitgenossen, zehn Jahre nach der Wende. In diesem Essay-Band geht er mit den Landsleuten in Ost und West scharf ins Gericht. Er entlarvt ihr Verhältnis zur Geschichte als allzu bequem und oberflächlich. Engagiert bezieht er Stellung gegen fortschreitenden Werteverfall und Entchristianisierung.
Wie ist es um die vorherrschende Bewußtseinslage in Deutschland bestellt, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung, dem größten politischen Glücksfall dieses Jahrhunderts? Günter de Bruyns Bestandsaufnahme ist so knapp wie kritisch: »Die Nation hat schlechte Laune. Sie ist wieder vereint, aber nicht glücklich.« Eine Reaktion, für die es gewichtige Gründe gibt, deren eigentliche Ursachen aber, so zeigt dieses Buch, auf einem falschen, allzu bequemen Verhältnis zur Geschichte beruhen. Günter de Bruyn geht in diesem Essayband mit seinen Landsleuten in Ost und West weit schärfer ins Gericht,
als man es von diesem sonst so zurückhaltenden Schriftsteller gewohnt ist. Engagiert nimmt er Stellung gegen den fortschreitenden - viel zu oft als selbstverständlich hingenommenen - Werteverfall und die zunehmende Entchristianisierung unserer Gesellschaft. Er mahnt dazu, die Traditionen und auch unbewußt wirksamen Kräfte der Kulturnation nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern sie für die Gege nwart Deutschlands nutzbar zu machen.
Günter de Bruyn schließt mit diesem Buch an seine vieldiskutierten Essaybände Jubelschreie, Trauergesänge (1991) und Mein Brandenburg (1993) an. Als einer der profiliertesten Schriftsteller, die ehemals in der DDR lebten, geht es ihm vor allem darum, die merkwürdig mürrische Grundbefindlichkeit seiner Landsleute von heute zu analysieren. Er verliert darüber jedoch nicht Kultur und Literatur, also die ureigensten Anliegen eines Schriftstellers, aus den Augen. In überaus anschaulichen Aufsätzen führt er die Leser durch seine Heimat Brandenburg. Er schreibt über die Toleranz der Preußen, über Berlin als Beispiel, über die »ruinierte Stadt« Potsdam und die mit trauriger Regelmäßigkeit wiederkehrenden Überschwemmungen im Oderbruch. Hinzu kommen Essays über die Literatur dieser Landschaft, also über Theodor Fontane, Moritz Heimann, die Brandenburgischen Musenhöfe, die Künstlerkolonie Friedrichshagen und abschließend über den Rheinländer Heinrich Böll. Immer wieder aber steht die fortdauernde Macht des Vergangenen und die Frage nach dem angemessenen Umgang mit der Geschichte im Mittelpunkt seiner Überlegungen.