Verlag | Fischer Taschenbuch |
Auflage | 2007 |
Seiten | 304 |
Format | 19 cm |
Gewicht | 234 g |
Reihe | Fischer Taschenbücher 17065 |
Übersetzer | Reinhild Böhnke |
ISBN-10 | 3596170656 |
ISBN-13 | 9783596170654 |
Bestell-Nr | 59617065A |
Meisterhaft und überraschend erzählt der Nobelpreisträger J. M.Coetzee in seinem ersten Roman seit dem Welterfolg »Schande« von der Liebe im Zeichen der Reife: Paul Rayments Leben ist aus den Fugen geraten, als sich Elizabeth Costello unverhofft bei ihm einnistet. Seinen Reflexionen stellt sie Lebenspraxis entgegen, seiner Radikalität liebevollen Spott. Doch um Rettung ist es ihm nicht zu tun ...
Leseprobe:
1.Der Stoß erwischt ihn rechts, heftig und unerwartet und schmerzhaft wie ein elektrischer Schlag, und schleudert ihn vom Fahrrad. Entspanne dich!, ermahnt er sich, während er durch die Luft fliegt (mit größter Leichtigkeit durch die Luft fliegt!), und tatsächlich spürt er, wie seine Gliedmaßen gehorsam erschlaffen. Wie eine Katze, sagt er sich: rolle ab und spring dann auf die Füße, bereit für das, was kommt. Das ungewöhnliche Wort geschmeidig taucht auch auf.Ganz so kommt es aber nicht. Ob nun deshalb, weil seine Beine ihm nicht gehorchen oder weil er für einen Moment betäubt ist (er hört den Aufschlag seines Schädels auf dem Asphalt mehr als dass er ihn fühlt - fern, dumpf, wie ein Schlag mit dem Holzhammer), er springt überhaupt nicht auf die Füße, sondern gleitet im Gegenteil Meter um Meter, immer weiter, bis ihn das Gleiten einlullt.Er liegt der Länge nach da, friedlich. Es ist ein wunderschöner Morgen. Er spürt die freundliche Sonne. Es gibt Schlimmeres als das Erschlaffen des Körpers zuzulassen und darauf zu warten, dass die Kraft zurückkehrt. Eigentlich könnte es auch Schlimmeres geben als kurz einzunicken. Er schließt die Augen; die Erde kippt unter ihm weg, dreht sich; er verliert das Bewusstsein.Einmal kommt er kurz wieder zu sich. Der Körper, der so leicht durch die Luft geflogen war, ist schwer geworden, so ungeheuer schwer, dass er beim besten Willen keinen Finger rühren kann. Und nun erscheint jemand undeutlich über ihm und verdeckt den Himmel, ein Junge mit borstigem Haar und Pickeln am Haaransatz. "Mein Fahrrad", sagt er zu ihm deutlich artikulierend. Er möchte sich erkundigen, was aus seinem Fahrrad geworden ist, ob man sich darum kümmert, weil ein Fahrrad, wie jeder weiß, blitzschnell verschwinden kann; aber noch bevor die Worte kommen wollen, ist er wieder ohnmächtig geworden