Verlag | Frankfurter Verlagsanstalt |
Auflage | 2021 |
Seiten | 160 |
Format | 13,7 x 1,8 x 21,2 cm |
Gewicht | 280 g |
ISBN-10 | 362700292X |
ISBN-13 | 9783627002923 |
Bestell-Nr | 62700292A |
»Ich lebe in diesem Text, treibe von Zeile zu Zeile, spiele tote Frau. Nur hier in diesem Meer kann ich schwimmen, doch jetzt friert es von allen Seiten zu.«§§Witzig und frech, traurig und trostend zugleich offenbart Verena Stauffer ein Ich als Zentrum in einer Zeit, in der die Sehnsucht nach Berührung wachst, weil Menschen in ihre Zimmer verbannt sind. Ein Protokoll des »Wahnsinns, der jetzt all die Fehler in der gesamten Anlage der Gesellschaft offenbar macht« und ein Zeugnis, wie Poesie und Fantasie retten konnen. Verena Stauffer findet eine poetisch überzeugende und humorvoll bissige Form für die Beschreibung des Alltags in Zeiten der Pandemie.
Nur scheinbar folgen die zwischen Realität und Traum oszillierenden Aufzeichnungen ihrer äußeren Chronologie, beginnend im November 2020 in Wien, sogleich nämlich emanzipiert sich der Text, führt zu einer tieferen Ebene in ein fantastisches Uhrwerk, dessen Zeiger stillstehen: Wir folgen der Erzählerin auf Spaziergänge im menschenleeren Prater und flanieren durch die nächtliche, gesperrte Stadt, genaue Beobachtungen wechseln sich ab mit kleinen scharfen Sequenzen und lyrischen Passagen. In welchem Paradies lebten wir - aus heutiger Perspektive betrachtet - und was wird im Sommer sein?
Leseprobe:
Ich vergesse das Glück eines einzelnen Worts so schnell, so schnell überfallen mich die Gedanken, die Angste, Sehnsüchte. Doch ab jetzt mochte ich dagegen halten. Ich mochte es in mir halten, das Wort, es vor mir hertragen, es in meine Augen reiben, damit es mir gewahr bleibt, langer als nur einen Augenblick, ich mochte es tagelang in mir haben, ich fahre auf dem Wort Rad, ich ziehe es mir als Schuh an und mache es eines Tages zum Gedicht. Dann ist es fort.