Die Aufsätze dieses Bandes sind in vier Hauptabteilungen gegliedert: Der erste Teil enthält Rudolf Steiners Beiträge zur Tagespolitik für die "Deutsche Wochenschrift" (Wien 1888), welche die nationalen Interessen Deutschlands in Österreich vertrat. Der zweite Teil beinhaltet kulturelle und zeitgeschichtliche Artikel, die Rudolf Steiner vor allem für das von ihm in Berlin herausgegebene "Magazin für Literatur" geschrieben hat. Besonders hervorzuheben sind dabei u. a. seine frühe dezidierte Stellungnahme gegen den Antisemitismus oder sein Bekenntnis zum individualistischen Anarchismus in einem offenen Briefwechsel mit John Henry Mackay. Im dritten Teil sind Beiträge Rudolf Steiners über Nietzsche und das Nietzsche-Archiv zusammengestellt. Von besonderer Bedeutung sind dabei seine Aufsätze anläßlich des Streites um das Nietzsche-Archiv im Jahre 1890. Der vierte Teil enthält kleinere Buchbesprechungen und verschiedene andere Beiträge.
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: «Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.» Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er «Anthroposophie» (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft». Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der «Rudolf Steiner Gesamtausgabe» zum großen Teil ediert.
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