Diese Vorträge geben eine Darstellung des anthroposophischen Erkenntnisweges so, wie er für Wissenschaftler besonders geeignet ist. Das durch die Naturwissenschaft disziplinierte Denken stößt an Erkenntnisgrenzen, die zu überwinden eine Erweiterung der Erkenntnisfähigkeit zu Imagination und Intuition erfordert. Die Wege, die dabei zu beschreiten sind, werden im Verlauf der Ausführungen eingehend dargelegt. Die Vortragsreihe wurde im Rahmen des Ersten Anthroposophischen Hochschulkurses im September/Oktober 1920 gehalten, welcher mit etwa 100 Vorträgen zu den verschiedensten Wissenschafts- und Lebensbereichen und mit zahlreichen künstlerischen Veranstaltungen die Arbeit im Ersten Goetheanum eröffnete.
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec (Königreich Ungarn, heute Kroatien), geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Wien und promovierte an der Universität Rostock mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, die mit dem Satz endet: «Das wichtigste Problem alles menschlichen Denkens ist das: den Menschen als auf sich selbst gegründete, freie Persönlichkeit zu begreifen.» Diese Überzeugung leitete ihn auch in seiner Tätigkeit als Goethe-Herausgeber in Weimar, als Schriftsteller, als Redakteur und Vortragsredner in Berlin, später in Dornach und an vielen anderen Orten Europas. Seine durch Bewusstseinsforschung erweiterte Sichtweise, die er «Anthroposophie» (Weisheit vom Menschen) nannte, ermöglichte es ihm, auf zahlreichen Lebensgebieten praktische und tiefreichende Impulse zu geben, stets mit dem Ziel einer spirituellen Erneuerung der Zivilisation. Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutscher Sektion er zunächst als Generalsekretär vorstand, wirkte bei der Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft mit. Im Goetheanum in Dornach bei Basel bekam die Gesellschaft ihr Zentrum «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft». Als der Doppelkuppelbau aus Holz durch Brandstiftung zerstört wurde, stellte sich Rudolf Steiner an die Spitze der neu begründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Steiner starb am 30. März 1925. Sein Werk umfasst neben zahlreichen geschriebenen Büchern Nachschriften von rund 6000 Vorträgen und ist in der «Rudolf Steiner Gesamtausgabe» zum großen Teil ediert.
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