Fernöstliche Gartenkultur - Geheimnisvolle Gärten Chinas und Japans
Verlag | marixverlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 240 |
Format | 17,4 x 24,6 x 1,9 cm |
Gewicht | 679 g |
ISBN-10 | 3737410852 |
ISBN-13 | 9783737410854 |
Bestell-Nr | 73741085A |
Dieses erste Grundlagenwerk über die Geschichte der chinesischen und japanischen Gartenkultur ist reich bebildert und beleuchtet das Entstehen von Gärten in Verbindung mit der jeweiligen Philosophie und Religion über die Epochen der chinesischen und japanischen Geschichte. Der japanische Garten ist von einem ästhetischen Naturverständnis geprägt. Der chinesische Garten dagegen sei ein kosmisches Diagramm mit einer Lebensphilosophie. Die Begriffe Yin und Yang, Geomantie und Feng Shui werden im Zusammenhang mit China erläutert. Für Japan wird auf die Blumensteckkunst Ikebana, Bonsai und die Tee-Zeremonie eingegangen. In seiner übersichtlichen Darstellung bietet dieses Buch mit einer umfangreichen Liste weiterführender Literatur einem breiten Leserkreis den idealen Einstieg, um die Welt der fernöstlichen Gärten zu entdecken.
Leseprobe:
Als deutlicher Gegensatz zur aufwendigen Lebensweise der Mächtigen wurde in der Teezeremonie cha no yu der einfache Stil gesucht. Künstler und Mönche schufen dazu die schöpferischen neuen Impulse mit dem cha-d ('Weg des Tees'). Diese haben die ästhetische Kraft des Zen-künstlerischen Handwerks in die Neuzeit herüber gerettet. Ausdrücken konnte sich dies in den kleinräumigen Anlagen der Teehausbezirke im roji-Stil des taufeuchten Pfades, von dessen motivischer Vielfalt der japanische Garten im Westen häufig Anleihen nimmt. Dem Geist des Zen entsprechend dient der Zugangsbereich vom inneren Gartentor bis zum Teehaus, einem einfachen, ländlich gehaltenen kleinen Bauwerk, der atmosphärischen Einstimmung auf den Gedanken der Einheit von Zeit und Raum. In Verinnerlichung über das Wesen von Natur in ihren Zyklen des Wachsens und Vergehens geht der achtsame Schritt über die rohen, sorgfältig verlegten Schrittplatten. Ein Haltepunkt am Schöpfbecken dient der rituellen Reinigung. Wahrnehmu ngen einer ästhetisch in Szene gesetzten Steinlaterne oder der plötzlich freiwerdende Blick über einen kleinen Platz, der mit wenigen herabgefallenen Blättern bedeckt ist, stellen bis zur kleinen Wasserfläche mit bemoosten Uferfelsen eine choreografische Steigerung dar. Damit werden alle Sinne angesprochen: Man riecht den feuchten, frisch benetzten Boden, Vogelstimmen und das Rascheln von Blättern dringen an das Ohr, das frische Quellwasser im Mund aus der Schöpfkelle erinnert an den klaren Bergbach. Mit absicherndem Schritt über die fliegenden Steinplatten nähert man sich dem Teehaus mit selbstloser Bescheidenheit. Eine kleine Bank außerhalb lädt zum kurzen Verweilen ein. Noch müssen Treppenstufen überwunden werden, bevor man einzeln in gebückter Haltung den Teeraum durch eine sehr niedrig gehaltene Öffnung betreten kann. Dort, befreit von allen äußeren Attributen des eigenen Selbstwertes (ohne Schuhe, ohne Schwert), wird man sich, auf den Reisstrohmatten sitzend, dem Teemeister anvertrauen. Zuerst jedoch wird man die einzige künstlerische Ausstattung im Raum bewundern, über die dann später gemeinsam zu reflektieren sein wird. Es ist die Wandnische Tokonoma, die mit einer aktuellen Kalligrafie, einem Tuschebild oder mit einem der Jahreszeit entsprechenden Ikebana-Gesteck (chabana) in einer Vase geschmückt ist.