Witz und Fülle. Oder was heißt barock? - Eine Untersuchung entlang der Schriften Baltasar Graciáns
Verlag | Konstanz University Press |
Auflage | 2024 |
Seiten | 397 |
Format | 16,5 x 3,0 x 24,0 cm |
Gewicht | 768 g |
ISBN-10 | 3835391771 |
ISBN-13 | 9783835391772 |
Bestell-Nr | 83539177A |
Der barocke Witz ist von Fülle geprägt und barocke Fülle witzig. Verstanden als das Zusammenspiel von Witz und Fülle heißt barockes Denken Beziehungsdenken, barockes Schreiben konstellatives Schreiben, barockes Handeln situatives Handeln.Ausgehend von den Schriften des spanischen Jesuitenpaters Baltasar Gracián (1601-1658) entwirft Johanna Schumm das Barock als geprägt von einer Geisteskunst, die wesentlich Beziehungskunst ist. Nicht nur die Schriften Sigmund Freuds und Walter Benjamins, sondern etwa auch die Soziologie des Bürolebens bei Niklas Luhmann und die Konzeptkunst Damien Hirsts stehen in dieser verschütteten Tradition barocken Denkens.Das Zusammenspiel von Witz und Fülle entsteht historisch in dem Moment, als der das 15. und 16. Jahrhundert prägende Diskurs der Fülle (insbes. copia) auf den im 17. Jahrhundert zentralen Diskurs des Scharfsinns (insbes. acutezza agudeza) trifft. Witz und Fülle schreitet mit der Behandlung von Werken von Rabelais, Tesauro, Velázquez und and eren nicht nur einen weiten Horizont frühneuzeitlicher Literatur und Malerei ab, sondern belohnt auch mit einer Vielzahl überraschender Einsichten. Etwa wenn Graciáns Agudeza, Freuds Witz- und Benjamins Trauerspielbuch gemeinsam gelesen werden, Deleuze und Guattari sich als konzeptuelle Verbündete des jesuitischen Ästhetikers zu erkennen geben, oder dessen höfische Politik der Krise mit dem neoliberalen Arbeits- und Liebesmarkt ins Gespräch tritt. Diese Darstellung der Beziehungskunst rückt das _uvre Graciáns ebenso wie die ganze hierdurch charakterisierte Epoche auf verblüffende Weise in ein neues Licht.
Rezension:
»Das Buch entwickelt eine wundervolle Theorie der Geistesgegenwart und Lebensdichte. Auf jeder Seite überaus gedankenanregend.« (Jürgen Kaube, FAZ, 27.11.2024)