Verlag | Literaturverlag Droschl |
Auflage | 2016 |
Seiten | 144 |
Format | 13,2 x 21,2 x 2,1 cm |
Gewicht | 285 g |
ISBN-10 | 3854209797 |
ISBN-13 | 9783854209799 |
Bestell-Nr | 85420979A |
Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der »linksradikalen WG« wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien (»Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter«), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der »Bar zum Roten Faden«, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler - »Das ist kein Deutsch!« - aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. »Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis«, sagt Tomer Gardi und entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.
Rezension:
»Gardi beherrscht die Sprache nicht, er bespielt sie umwerfend ... Er varriiert nicht nur das Deutsche originell, die Handlung verarbeitet raffiniert deutsch-jüdische Geschichte.« (Eva Bucher, Die Zeit) »Darf man das? Also, mit den Mitteln des gebrochenen Deutsch eines 'Arbeitsmigranten der deutschen Sprache' deutsche Literatur verfassen? Klar, man darf alles, insbesondere wenn man es so gewitzt und kreativ wie Tomer Gardi macht.« (Ulrich Noller, WDR Funkhaus Europa) »Unfassbar komisch, überraschend, voller Energie und stacheliger Gedanken.« (Silvia Feist, Emotion) »Interessant ist die Leseerfahrung, die man macht: Anfangs muss man ständig laut lachen ... Dann ist man irgendwann drin und merkt gar nicht mehr, wie die Seiten vergehen.« (Doris Akrap, taz) »Mit Broken German hat Gardi eine berührende Sprache gefunden. Er lässt die Frage nach dem Zuhause mal ganz anders erklingen.« (Inken Steen, Radio Bremen) »Ein längst überfälliger Berlin-Roman, der das Bild dieser Stadt erweit ert. Was die große Faszination des Buches ausmacht, ist die Lust am Spiel mit literarischen Formen, mit Konventionen, mit Details. Mal denkt man, man liest einen Krimi, dann hat man eine Mutter-Sohn-Geschichte vor sich, dann wieder Migrantenstories. Es hat mir großen Spaß gemacht.« (Thomas Böhm, Radioeins, Favoriten) »Ein Parforceritt wider sämtliche Konventionen.« (Dennis Pohl, Spex) »Das Deutsch von Broken German ist eine einzige Völkerverständigungsmaschine. Es ist in der Lage, das Disparate auf sich zu vereinen und dem Mythos von Babylon ein klein bisschen von seinem Schrecken zu nehmen. Dabei markiert das Buch die geschichtlichen Brüche des 20. Jahrhunderts und die ungelösten politischen Probleme des 21. exakt.« (Klaus Kastberger, Die Furche) »Gardi ist literarisch mit allen Wassern gewaschen, sein Pidgin-Deutsch hat mehr mit Sprachreflexion zu tun als mit Straßenrapprosa. Migrationsnarrativ und Familiengeschichte - die Mischung funktioniert. Gardi bringt Inhalt und Form m it Unterhaltungswert zusammen.« (Dominika Meindl, Falter) »Sehr lässiges Deutsch, durch das seine Geschichte um einen Israeli in Berlin ruppig klingt wie ein mieser Morgen im grauen Reinickendorf, farbig wie ein Sprachengewirr im Internet-Café und witzig wie ein Abend mit Freunden.« (Hendrik Heinze, Bayerischer Rundfunk, B5 aktuell)