Verlag | Futurum |
Auflage | 2021 |
Seiten | 268 |
Format | 13,5 x 2,4 x 21,0 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 379 g |
ISBN-10 | 3856362665 |
ISBN-13 | 9783856362669 |
Bestell-Nr | 85636266A |
Denkt man über das menschliche Spiel phänome- nologisch nach, sind viele Aspekte «im Spiel». Zwischen dem Gaming an dem einen Pol und dem oft zitierten Schiller-Wort, der Mensch sei nur da ganz Mensch, wo er spiele, am anderen Pol ist das Spektrum groß. Hier Spiel-Sucht, dort Sehnsucht - Sehnsucht, das Wesentliche, das mit dem Spielen verbunden ist, zu entdecken, zu bewahren, über die Kindheit hinaus.Das Reizvolle dieses ebenso persönlichen wie fachkompetenten Buchs von Gerda Salis Gross ist die konzeptionell-stilistische Verbindung von wissenschaftlicher Erkenntnis und individueller Erfahrung, von Betrachtung und Erlebnis, von sachlicher Darstellung des Forschungsstandes und einem echten, konkreten Eintauchen in Spielsituationen mit Kindern. Dadurch offenbart sich das tiefere Wesen des Spiels, das primäre und ursprüngliche. Und der Leser wird gewahr und neu daran erinnert, dass auch außerhalb definierter Spiel-Räume das ganze Leben eigent- lich eine Einladung ist, die Sprache des Spiels zu verstehen - und einander Freiheit zu schenken.
Leseprobe:
«Simba ist acht, Darius ist sechzehn. Ich erlebe, wie beide von ganzem Herzen in ihr Spiel ein- tauchen, im Spiel sind. Bei beiden kann ich spüren, wie sie sich frei fühlen in ihrem Tun. Jeder hat seine Ausdrucksform gefunden, um sich mit der Welt auseinanderzusetzen und darin einen Platz zu haben. So, wie es ihm wohl ist. Spiel bietet Raum für Lebensgestaltung. Es ist in diesem Sinne eine Sprache, eine Aus- drucksweise.In der deutschen Sprache hatten wir bis jetzt nur das Wort «Spiel», das vom althochdeutschen «spîl» abstammend auch Tanzbewegung, vom Mittelhochdeutschen her auch Scherz, Witz, Zeitvertreib bedeutet. Laut Duden haben wir aber seit einigen Jahren zwei Wörter: Spiel («Play») und Game. Das Wort «play» stammt vom altsächsischen «plegan» ab, was «pflegen» bedeutet. Was pflege ich, wenn ich spiele? Pfle- ge ich mich selber, meine Innenleben-Welt? Pflege ich die Auseinandersetzung mit der Welt, die Außenleben-Seite? Pflege ich das Zusam- menspiel von Innen und Außen? Mein Inter-esse, das, was dazwischen lebt und webt?Kinder pflegen im Play Gemeinschaft, Begeg- nung, Beziehung. Sie pflegen Beweglichkeit, Neues wagen, Erlebtes bearbeiten. Einmal - ich weiß nicht mehr wo - habe ich die Worte gele- sen:«Wenn Kinder nicht mehr spielen, geht die Welt unter.» Was also bewirkt die Qualität des Pfle- gens im Spiel? In diesem Sinne ist es Welt-Ge- staltung und Welt-Erhaltung. Wir bewegen die Welt.Die schweizerische Gesellschaft für Symbolfor- schung definierte Game als «Spiel als Wettbe- werb» und Play als die «spielerische Lust am kreativen Sich-Verlieren». Doch verliert man sich wirklich im ursprünglichen Spiel? Ist man nicht vielmehr bei sich und findet sich wieder?»