Die Unsichtbaren - Sans-Papiers in der Schweiz
Verlag | Rotpunktverlag |
Auflage | 2021 |
Seiten | 256 |
Format | 15,8 x 2,0 x 21,3 cm |
Gewicht | 585 g |
ISBN-10 | 3858699284 |
ISBN-13 | 9783858699282 |
Bestell-Nr | 85869928A |
So leben Sans-Papiers in der Schweiz
Schätzungsweise 100 000 Menschen ohne geregelten Aufenthalt leben und arbeiten in der Schweiz. Diese sogenannten Sans-Papiers stammen aus Lateinamerika, aus Osteuropa oder Asien. Sie putzen, hüten Kinder, arbeiten auf der Baustelle, im Restaurant oder bei Bauern. Nicht selten Tag und Nacht, fast immer in prekären Arbeitsverhältnissen zu skandalös tiefen Löhnen. Bis zu 50 Prozent der bezahlten Hausarbeit in der Schweiz verrichten Sans-Papiers. Sie sind, wie man heute sagt, systemrelevant - und doch sehen wir sie nicht. Dieses Buch holt Sans-Papiers aus ihren Hinterhofzimmern und Kellerwohnungen, macht sie sichtbar, ihre Geschichten erfahrbar. Ungefiltert und ungeschönt hält die Journalistin Tanja Polli Gespräche mit Frauen und Männern fest, die in der Illegalität leben müssen. Was hat diese Menschen dazu bewegt, ein Leben im Versteckten auf sich zu nehmen? Was macht es mit ihnen, in ständiger Angst existieren zu müssen? Was sind ihre Ziele, Hoffnungen und Träume? Die Fotografien vo n Ursula Markus zeigen die porträtierten Sans-Papiers in Alltagssituationen. Jene, die den Weg aus der Illegalität hinter sich haben, bei der Arbeit oder privat im Kreis von Freundinnen und Familie. Andere, die noch drin stecken im Leben in ständiger Angst, an jenen Orten, an denen sie sich so sicher fühlen, dass eine Begegnung mit der Kamera möglich ist.
Leseprobe:
Die Bibliothekskarte war mein Ein und Alles. Ich las ein Buch nach dem anderen. Meine Mutter hat einen Zeitungsartikel aufbewahrt, in dem ich porträtiert wurde, weil ich so oft in der Bibliothek war. Ich glaube, er macht sie bis heute stolz. Sie selber arbeitete Tag und Nacht. Sie wollte, dass es uns an nichts fehlte. (...) Rechnungen bezahlte Mutter, sobald sie im Haus waren - und sie bläute uns ein, niemals ohne Ticket ins Tram zu steigen. Da war sie sehr streng, auch mit sich selber. Heute ist mir klar, warum. Diese diffuse Angst, nie ganz sicher zu sein in unserem Leben, führte dazu, dass wir uns stark anpassten. Wir gehorchten, waren früh selbständig.Weimar, 27, Student