DIE WIRKLICHKEIT ENDET AN DER NACHSTEN ECKE - Der wahre Bericht über die Entstehung und Vernichtung des einzigen Lexikons zur Beseitigung der modernen Ratlosigkeit, ungeschont in Worte gesetzt durch Florian L. Arnold
Verlag | Dielmann |
Auflage | 2022 |
Seiten | 232 |
Format | 18,4 x 2,0 x 23,0 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 624 g |
ISBN-10 | 3866383304 |
ISBN-13 | 9783866383302 |
Bestell-Nr | 86638330A |
Dies ist kein Buch für irgendwelche Leser. Hier muß man harte Krimi-Liebhaberin sein, zugleich den Historischen Roman als Leibspeise vergöttern, den Gesellschaftsroman des Jahrhunderts suchen, der intensivsten Liebesgeschichte als Lebensform so dringend bedürftig sein wie eines ordentlich gebundenen Groß- und Universal-Lexikons und vor allem der Reise-Literatur jederzeit den Vorzug vor jeglichem Fernsehgericht geben. Wer dann noch die geistigen Segnungen des zeitgenössischen Märchens schätzt und es als Vorzug von Literatur ansieht, daß sie zugleich unterhalten und bilden kann, indem sie allzeit eine weitere in Bann schlagende Figur um die Ecke der Buchseitenkante springen läßt, du liebe Zeit: der und die ist auf diesen 224 schillernden Seiten bestens aufgehoben. - Who done it? Florian Arnold did!
DIE WIRKLICHKEIT ENDET AN DER NÄCHSTEN ECKE ist als »außergewöhnlich schönes« Buch längst nicht ausreichend bezeichnet, auch wenn sein Autor Florian Arnold zudem Literaturveranstalter, Verleger-Kollege und Gestalter ist. Daß seine »Wirklichkeit« ein bis ins Detail gestaltetes Buch ist, das auch aus dem engen Zusammengang mit der Typographie und seinen Illustrationen lebt, ist das eine. Das andere, daß es etwas höchst selten gewordenes kann und dies auch ausgiebigst tut: fabulieren!Was auch sonst könnte dazu führen, eines der fantastischsten Projekt der Neu- und Altzeit, der Gegenwart und des Futur II zu bewältigen: den im seinerseits schon fabulierwütigen Untertitel bezeichneten »wahre[n] Bericht über die Entstehung und Vernichtung des einzigen Lexikons zur Beseitigung der modernen Ratlosigkeit, ungeschönt in Worte gesetzt«, abzuliefern. - Um nichts weniger geht es hier.
Leseprobe:
Das Lexikon der Verlustlust: Eines Tages blieb meine Wanduhr stehen. Sie hatte sich bis dahin in ruhiger, entspannter Weise durch meine Wohnung bewegt, war an schönen Tagen auch einmal auf den Balkon gegangen oder hatte mir beim Zubereiten einer Mahlzeit Gesellschaft geleistet. Dann aber hockte sie ganz unvorhergesehen wie tot in einer Ecke, die Zeiger von sich gestreckt. Als ich das Gehäuse öffnete, sah ich im Inneren einen kleinen gepolsterten Raum, in dessen Mitte eine Figur stand. Sie war durchaus nett anzusehen, war aber sehr empört: "Mein Hofstaat hat mich verlassen!" "Wer, bitteschön, sind Sie?", fragte ich, und: "Wie soll ich jetzt alleine die Uhr zum Laufen bringen?" "Ich? Ich bin die Königin der Uhr, sie Ignorant, und ich bin im Stich gelassen worden! Nehmen Sie bitte hiermit zur Kenntnis, daß ich mich außerstande sehe, die Uhr in der von Ihnen ge- wohnten Weise am Laufen zu halten!" Damit kehrte sie mir den Rücken zu. Ich verschloß meine Uhr und ließ sie in der Ecke sit zen. Auf ein neuerliches Gespräch mit der Königin der Uhr ließ ich mich nicht ein. Daran, daß meine Uhr immer noch steht (bzw. sitzt), ersehe ich, daß ihr Hofstaat bis heute nicht zurückgekehrt ist.