Eine Reise in die Berge und ans Wasser - Chinesische Malerei und Gedichte aus der Klassischen Zeit. Tuschmalerei von Lili Yuan
Verlag | Reichert |
Auflage | 2010 |
Seiten | 68 |
Format | 29 cm |
Gewicht | 468 g |
Übersetzer | Michael von Poser |
ISBN-10 | 3895007501 |
ISBN-13 | 9783895007507 |
Bestell-Nr | 89500750A |
Die aus Shanghai stammende Künstlerin Lili Yuan lässt in traditioneller Tuschmalerei großartige, mystisch überhauchte Landschaften entstehen. Dazu treten chinesische Landschaftsgedichte, die malerischen Linien verbinden sich mit den Schriftzügen der Poesie. In einem ergänzenden Essay spricht Michael von Poser über die jahrtausendalte Existenzform des chinesischen Einsiedlers.
Die Tuschmalerei von Lili Yuan lässt großartige, mystisch überhauchte Landschaften entstehen. Sie knüpft dabei an eine lange Tradition an, die der chinesischen Literaten-Maler. Hier wird eine Natur gezeigt, die man nicht beherrscht und malträtiert, sondern in die man sich einfügt. Das ist im Sinn eines daostischen Denkens, das mit dem westlichen Fortschrittsglauben im Widerspruch steht. Den Bildern des Buches ist jeweils ein Landschaftsgedicht hauptsächlich der klassischen Zeit gegenübergestellt, die Linien der Malerei verbinden sich mit den Schriftzügen der Poesie. Der Pinselstrich kreiert den fliegenden Vogelschwarm im Bild ebenso wie die erklärende Aufschrift dazu. Seine Übersetzung der Gedichte hat Michael von Poser ergänzt durch einen Essay über die jahrtausendalte Existenzform des chinesischen Einsiedlers. In ihr manifestiert sich die Idee einer innerweltlichen Erlösung und des Verschmelzens mit der Natur, wie es neben vielen anderen die wohlbekannten Verse von Jia Dao mit d em Titel "Vergebliche Suche nach einem Einsiedler" aussprechen:
Unter den Föhren frage ich den Jungen.
Der Meister sei zum Kräutersammeln fort,
in jenen Bergen, wo die Wolken hängen,
müsse er sein, er wisse nicht den Ort.
Rezension:
"Die chinesische Künstlerin Lili Yuan, geboren 1956 in Shanghai und seit 1992 in Deutschland lebend, würde ihren poetischen Tuschmalereien den Titel geben: "Die Begegnung des Herzens mit der Natur." Für ihre grandiosen Berglandschaften, mäandernden Flüsse und im Nebel verschwimmenden Felshänge ist die Natur die Inspirationsquelle, durch die "ihre Seele sich in ihren Bildern entfaltet." (...) In diesem Buch nun kann sie einem deutschen Publikum die Gemeinsamkeiten chinesischer Malerei und Dichtkunst vorstellen.
Entstanden ist ein liebevoll gestalteter Band, ein eigenes kleines ästhetisches Kunstwerk von Wu Yimeng, in dem Lili Yuan ihre Landschaftsbilder klassischer Lyrik gegenüberstellt: Gedichte, die sie beim Malen beeinflussten oder zu ihren Bildern passten. In der Mehrzahl ist es die Dichtung der Tang-Zeit mit ihren berühmten Lyrikern wie Li Bai und Wang Wei. Die Gedichte werden auf Chinesisch präsentiert und sind von dem Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Komponist en Michael von Poser ins Deutsche über tragen worden.
Zum philosophischen Hintergrund chinesischer Landschaftsmalerei (shan shui = Berg und Wasser) trägt der Text von Andrea Büsing-Kolbe (S. 6-9) bei, in dem die Autorin eine interessante geistige Nähe zu dem romantischen Maler Caspar David Friedrich und seinen "Seelenlandschaften" erörtert. Der Band wird abgerundet durch Michael von Posers Essay "Chinesische Einsiedler & ihre Besucher" (S. 56-63), in dem er die teils vergebliche Suche westlicher Forscher in die abgeschiedene Welt buddhistischer und daoistischer Einsiedler beschreibt. An mehreren Gedichtzeilen chinesischer Einsiedler lässt von Poser die Leser teilhaben am kargen Leben in der Bergeinsamkeit, aber auch dem freien Leben und der Großartigkeit der Natur."
Dagmar Yu-Dembski, Berlin
In: Das neue China. Nr. 3/2010. S. 38-39.