Verlag | Verlag am Rande e.U. |
Auflage | 2023 |
Seiten | 244 |
Format | 15,5 x 2,2 x 22,0 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 511 g |
ISBN-10 | 3903190594 |
ISBN-13 | 9783903190597 |
Bestell-Nr | 90319059A |
Eine angeblich verfängliche Beichte Anton Bruckners auf einem mittlerweile verschollenen Manuskript, ein vermuteter Mord an dem damaligen Finder, einem Brucknerforscher, ein tatsächlich tödlicher Anschlag auf einen Professor der Bruckneruniversität heute: Das sind die anfänglichen Eckpunkte einer Detektivgeschichte, in deren Verlauf noch viel seltsamere Dinge geschehen und nichts so ist, wie es zunächst scheint. Der Autor überrascht uns in regelmäßigen Abständen, bis er am Schluss gekonnt die Fäden zusammenführt.Dazwischen gibt es jede Menge Insiderwissen über die große Welt der Musik, die kleinere der Musikerinnen und Musiker untereinander sowie einiges an Linzer Lokalkolorit. Originell, spannend, und prächtig erzählt!Kurt Mitterlehner - Musiker, Germanist, Lehrer
Leseprobe:
VIERDienstag, 19.11.2019 "Hallo, ich bin Lukas Jochberger. Wir haben gestern telefoniert.""Der Herr Professor!""Bitte sagen Sie Lukas zu mir! Oder Lucky.""Okay! Ich bin Rita. Also, Lukas, komm rein! Ich habe viel von dir gehört. Dir leibhaftig zu begegnen ist natürlich besser.""Wie meinst du das?" "Du siehst ein wenig aus wie dieser deutsche Philosoph, der so oft im Fernsehen zu bewundern ist. Hat dir das noch niemand gesagt?""Doch, schon.""Brauchst nicht gleich rot zu werden.""Du hast von mir gehört? Hoffentlich nicht von Oscar. Er mag mich nicht besonders.""Das stimmt so nicht ganz. Er ist ein Zyniker. Ich glaube, er schätzt dich. Irgendwie. Aber musikalisch seid ihr zwei nicht ganz auf einer Linie.""Aber du kannst mit Neuer Musik etwas anfangen, nicht wahr? Sonst hättest du nicht die Musik von Kahn und anderen Zeitgenossen aufgeführt.""Stimmt. Die heutige Musik interessiert mich. Auch wenn sie sehr komplex ist. Und schwierig. Ich verstehe noch immer zu wenig davon. Man lernt im Studium nicht viel darüber. Und wenn man dann als Musikerin arbeiten will, soll man plötzlich Bescheid wissen. Aber ich habe Lust, Neues zu entdecken. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch.""Das bin ich auch. Ich glaube, wir werden uns gut verstehen.""Davon bin ich überzeugt. Ich mag große Männer mit dunklen Augen.""Tatsächlich? Ich mag hübsche Sopranistinnen mit Sinn fürs Flirten.""Danke schön! Nett gesagt. Und schon wieder bist du rot geworden. Süß. Also. Es geht um das Stück von Kahn, das ich kürzlich gesungen habe, richtig?""Ja. Ich suche nach Noten für ein Konzert im Februar. In London. Es sollen Werke oberösterreichischer Komponisten aufgeführt werden. Ich kuratiere das Konzert. Und da bin ich auf den besagten Liederzyklus gestoßen.""Ich habe das Werk schon zweimal aufgeführt. Vor ein paar Jahren in St. Florian. Dein Freund Paul, Paul Klangbach, hat damals Klarinette gespielt, Theo Karweil war am Klavier. Im letzten Sommer habe ich es noch einmal gesungen. Bei einem Festival im Waldviertel. Mit anderen Partnern. Harte Arbeit! Wir haben es schlussendlich gut über die Bühne gebracht. War nicht besonders erfolgreich. Die Musiker waren eher mittelmäßig. Und das Publikum wollte lieber Mozart hören als Neue Musik. Du kennst das ja. Ich habe die Noten gestern herausgesucht. Hier ist der Klavierauszug. Ich muss nur noch die Klarinettenstimme suchen. Sie ist sicher irgendwo. Bin gleich zurück!"Theodor Maria Karweil. Guter Pianist. Ein verdienter Musiker. Hat allerdings einen Bruder, der gehörig Dreck am Stecken hat. Kein Wunder, dass sich Theo von ihm distanziert. Hübsch, diese Rita! Wie alt mag sie sein? Mitte dreißig? Dann wäre ich etwa zehn Jahre älter. Oscar ebenfalls. Wie kann ein in der Vergangenheit lebender Griesgram so eine nette Frau bei Laune halten? Was sieht eine neugierige Künstlerin wie sie nur in einem Mann wie Goldmann? Manchmal sind mir die Frauen ein Rätsel. Sie passt so gar nicht in diese Wohnung. Barocke Möbel. Natürlich nachgebaut, keine Originale. Ein Cembalo, englischer Bausatz. Eine Kopie eines alten Instruments aus dem 18. Jahrhundert. Es riecht nach seinen Zigarren. Und nach billigem Rasierwasser. Sein Schreibtisch scheint allerdings antik zu sein. Wie kann sich eine Frau wie Rita in einer so verstaubten Atmosphäre wohlfühlen? Sie mag mich, glaube ich. Sie flirtet mit mir. Wie soll das nur weitergehen?