Der Lockruf des Weißen Adlers - Erinnerungen an ein früheres Leben. Roman
Verlag | Traumfänger |
Auflage | 2018 |
Seiten | 150 |
Format | 14,0 x 22,6 x 1,0 cm |
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur | |
Gewicht | 224 g |
ISBN-10 | 3941485679 |
ISBN-13 | 9783941485679 |
Bestell-Nr | 94148567A |
Wie leben die Indianer heute? Inspiriert durch sein Interesse für Adler, die auch von den Native Americans besonders verehrt werden, geht Jochen dieser Frage nach. Dabei gerät er auf eine Fährte, die ihn von einer Falknerei bis mitten ins Herz der Prärie führt. Doch zugleich erlebt er auch, dass er als Mitarbeiter in einer Hilfsorganisation plötzlich selbst von der Situation vor Ort betroffen ist: Nicht nur hohe Arbeitslosigkeit, sondern auch Umweltprobleme belasten das wunderschöne Pine Ridge Reservat in South Dakota. Da heißt es anpacken und Ärmel aufkrempeln, um die von der Zivilisation der Weißen verursachten Probleme, unter denen die Natives besonders leiden müssen, wieder zu beseitigen. Was aber, wenn die eigene Freundin, mit der man sich gerade versöhnt hat, zwar ins Reservat mitgeht, aber dort plötzlich spurlos verschwindet!
In der Fortsetzung von "Das Echo des Adlerschreis" begibt sich Jochen auf eine aufrüttelnde Reise ...
Leseprobe:
Nach einer abenteuerlichen Fahrt, bei der unser Mietwagen eine lange Staubfahne hinter sich her zog und teilweise über geschotterte Nebenpisten rumpelte, wo uns unverhofft Herden pechschwarzer Angus-Rinder begegneten, die gerade quer über die Straße trotteten, und einmal sogar ein Pärchen Schwarzwedel-Hirsche mit panischen Prellsprüngen vor unserem Auto davon stob, langten wir endlich an der angegebenen Adresse an. Wir waren staubig und erschöpft.
Ich hupte, wie es hier üblich schien. Sofort öffnete sich knarrend die Tür des weißen Trailers, und eine Meute bellender Hunde stürmte heraus, eine zierliche weiße Dame eskortierend, die schon so lange hier zu leben schien, dass sie fast ebenso braun gebrannt aussah wie die Lakota selber. Nur ihr ausgebleichtes, blondes Haar und ihre hellbraunen Augen wiesen sie als Weiße aus.
"Ich bin Rose!", stellte sie sich unkompliziert vor und pfiff mit einem Lachen die Hunde zurück. "Hattet ihr eine gute Fahrt? Habt ihr gleich hergefunden?"
Wir nickten nur stumm. Als wir ausstiegen, umarmte sie uns, als würde sie uns schon ewig kennen und als hätten wir uns nur lange nicht mehr gesehen. Hechelnd umkreisten uns die braunen und schwarzscheckigen Hunde, taten uns aber nichts.
"Kommt 'rein - drinnen ist es kühler - hier sengt die Sonne ja so! Die Hunde wissen den Schatten im Trailer auch zu schätzen!" Wieder lachte sie.
Dass es drinnen kühler war, konnte man in dem nicht isolierten Trailer ohne Klima-Anlage nicht gerade sagen. Doch es war wenigstens schattig, und da machte einem die stickige Luft im Innern nicht mehr so viel aus.
Rose wusste, was als erstes Not tat, und bewirtete uns ungefragt mit riesigen Plastikflaschen voll Mineralwasser. "Danke!", sagten wir aus tiefstem Herzensgrunde.
"Später bekommen wir dann noch Besuch", kündigte sie uns an.
"Ich weiß!", sagte ich stolz, denn nun waren wir ja auch schon in das allgemeine, nachbarschaftliche Gerede eingeweiht, durch die Auskünfte von Mr. Two Bulls . Illona erzählte Rose von unserer Begegnung an der Tankstelle, und sie freute sich. "Jaja, die Familie Two Bulls! Sehr nette Leute! Und hilfsbereit! Hier draußen in der Einsamkeit der Prärie muss man sich gegenseitig helfen, sonst ist man verloren. Vor allem im Winter, aber auch jetzt ist es oft nötig, einander etwas zu borgen, etwas zu reparieren, auf Kinder aufzupassen oder sonst was. Das ist hier sozusagen unsere Versicherung!" Sie lachte, als sei das ganz natürlich und selbstverständlich.