Verlag | Satyr Verlag |
Auflage | 2019 |
Seiten | 299 |
Format | 12,5 x 19,5 x 2,3 cm |
Gewicht | 279 g |
ISBN-10 | 3947106211 |
ISBN-13 | 9783947106219 |
Bestell-Nr | 94710621A |
Hildi erbt ein schwarzes Loch. Ganz selbstverständlich wird es in ihrem Badezimmer installiert, wo es ein bedrohliches Gravitationsfeld erzeugt. Der Allesfresser aus dem Kosmos, eine in der Gentrifizierung verschwindende, bassgesättigte Clubkultur und urbane Alltagskünstler, die aus Betonritzen Löwenzahn zupfen, um ihn als Bioware auf dem Wochenmarkt feilzubieten - in Chrizzi Heinens erzählerischem Universum begegnen sich Melancholie und Aberwitz. Im Zentrum dieses schrägen Großstadtpanoramas stehen Hildi, Gregor und Bodo - drei mit Sympathie gezeichnete Freunde, die einander umkreisen und sich in ihren ganz eigenen Gravitationsfeldern anziehen und auch wieder abstoßen. Gemeinsam kämpfen sie gegen Verlust und Monotonie in unseren Städten und leben einen Traum, dessen größte Gefahr die Wirklichkeit ist.
Leseprobe:
"Vor meinem Hauseingang sehe ich schon
drei Männer mit Gasmasken stehen,
zwei dieser mundlosen Roboter tragen flaschengrüne
Overalls, ähnlich wie die von
Zoowärtern. Ich kette mein Rad an den
schlanken Haselbaum vor meinem Haus und
gehe auf die Männer zu. Der dritte trägt einen
schwarzen Anzug.
"Grüezi, da sind Sie ja endlich. Wir müssen
heute noch weiter", gibt jener wie durch
ein Dosentelefon mit Schweizer Akzent zu
verstehen. Er streckt mir seine Hand entgegen:
"Ich bin Peter Wyss, der Versicherungsleiter
der ZHI, Zurich Hole Insurance. Wir versichern
Löcher. Und das sind Günther und Norbert,
die Installateure. Wir warten scho seit mehr
als e Stund auf Sie!"
"Ich war schwimmen!" Ich greife nacheinander
in ihre weich gepolsterten, schwarzen Lederhandschuhe.
"Schwarze Löcher reagieren recht sensibel,
vor allem auf Wasser", erklärt mir einer der
Installateure.
Sie sind beide keine Schweizer,
sie arbeiten für die deutsche Dependance des
Unternehmens und sind hierzulande für den
Einbau der schwarzen Löcher zuständig.
Neben ihnen parkt ein seltsam hässliches
Gefährt,
das so aussieht, als hätte man eine
Müllhalde
darauf ausgekippt. Fragend deute
ich auf circa dreihundert Kronkorken, die
sich wie Bastelmaterial auf der Motorhaube
ausgebreitet haben.
"Das ist wegens Löchli im Outo", sagt Wyss
und reicht mir eine grün-gelb gestreifte
Gasmaske. "Ich würde sagen, Sie ziehen erst
mal die hier an."