Penthesiela Moabit / Sewastopol - Erzählungen
Verlag | PalmArtPress |
Auflage | 2023 |
Seiten | 280 |
Format | 13,2 x 2,3 x 21,7 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 427 g |
ISBN-10 | 3962581332 |
ISBN-13 | 9783962581336 |
Bestell-Nr | 96258133A |
Zwei Erzählungen, zwei Krisengebiete, zwei Szenarien, die über literarische Vorbilder zu verstehen versuchen, was vor sich geht.Das Buch liefert zwei neue Erzählungen von Wolfgang Heyder, Penthesiela Moabit und Sewastopol, die einander komplementär ergänzen.In Penthesiela Moabit entschließt sich eine in Berlin aufgewachsene Deutsch-Kurdin in die Türkei zu reisen, um mehr über das Schicksal ihres Vaters zu erfahren, der ohne eine Mitteilung zu hinterlassen aus ihrem Leben verschwand, als sie sieben Jahre alt war.Sie beschließt im Jahre 2014, sich der YPJ, den Frauenkampfverbänden der kurdischen YPG, anzuschließen, um im Kampf gegen den IS für einen kurdischen Staat zu kämpfen.Die Erzählung ist eine Novelle im traditionellen Sinn, die auf den Spuren Heinrich von Kleists versucht, die Prämissen seines Stücks Penthesilea in die heutige Zeit zu transferieren.Die zweite Erzählung, Sewastopol, ist eine Collage. Ein Mann sitzt während der ersten Monate des Ukraine-Krieges in einem Keller. Er denkt über sein Leben und das seiner Familie nach. Er hat drei Söhne, die als Soldaten an der Front kämpfen, eine Schwiegertochter, die in Berlin lebt und zu der er seine Enkelin Nadja begleitet hat, bevor er sich, gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Familie, entschlossen hat, ins Kriegsgebiet zurückzukehren. Auch in dieser Geschichte werden die Geschehnisse des Krieges vor dem Fragehorizont der Literatur ausgeleuchtet, vor allem unter dem Blickwinkel der Iphigenie-Geschichte.
Leseprobe:
Ich habe Freundschaft geschlossen mit einem Bären. Obwohl: Genau weiß ich das nicht mehr: Ob er oder ich es war, der als erster das "du" angeboten hat. Er ist auf mich zugekommen. Er hat meine Rechte geleckt, so dass ich ihm einen Honigkuchen vor die Schnauze gehalten habe. Den hat er artig gefressen. Ich habe ihm in die Augen geschaut und erkannt, dass es sich um einen zwar großen, schweren, aber friedliebenden Bären handelt. Bären sind nette Tiere. Sie haben ein braunes, schwarzes oder weißes Fell, das weich ist und sich streicheln lässt. Dabei ist es nicht leicht, einen Bären zu domestizieren. Das wusste auch ich, als ich ihm damals vor vielen Jahren zum ersten Mal begegnet bin. Denn zu einem Hausbären wird ein Bär erst, wenn er den berühmten Knopf im Ohr hat. Die Unbedenklichkeitsbescheinigung, von Fachleuten ausgestellt, die ihm Benimm und eine gute Erziehung bestätigt. Erst dann dürfen auch die Kinder mit ihm spielen, dürfen an sein Gehege heran und ihn streicheln. Hat er de n besagten Knopf im Ohr, liegen lange Jahre der Wildnis-Entwöhnung und des Trainings hinter ihm, lange Jahre, in denen er bewiesen hat, dass er ein Plüschtier, ein Teddy, ein Kulturwesen ist.Aus der Erzählung: Sewastopol, Anfang des Kapitels: Der Bär