"Wenn das mit dem Klimawandel so weitergeht, dann ereilt den Vernagtferner vielleicht das gleiche Schicksal wie den Plattachferner auf der Zugspitze. Der zerfiel in mehrere Teilgletscher, mit dem Nördlichen Schneeferner als dem größten. Aber sogar dieser wird demnächst verschwinden, obwohl man versucht, ihn durch den Transport von Schnee aus dem Umfeld zu retten." Das ist die Befürchtung der Autorin Heidi Escher-Vetter, die mehr als vierzig Jahre über den Vernagtferner sowie auf dessen Forschungsstation gearbeitet hat. In ihrem Buch schildert sie die Anfänge der Gletscherforschung in der Vernagtregion (seit 1889), den Bau (1973), die Weiterentwicklung der bis heute betriebenen Messstationen am Fuß und im Umfeld des Gletschers sowie viele Experimente auf dem Gletscher. Forscherteams, Journalisten und Künstler werden ebenso wie die Hüttenwirte der Vernagthütte und die zahlreichen Besucher im Text und anhand vieler Bilder vorgestellt. Breiten Raum nimmt die Darstellung von Arbeit und Leben der Forscher an diesem exponierten Arbeitsplatz ein. Außergewöhnliche Ereignisse wie Hochwasser oder Wanderungen durch alte und neu gebildete Höhlen im Eis erweitern die Perspektive der Forscher und zeigen deutlich den Verfall des Gletschers durch den Einfluss des Klimas.
Heidi Escher-Vetter ist in München geboren und aufgewachsen. Von 1969 bis 1974 ¬studierte sie Meteorologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, seit 1974 ¬beschäftigt sie sich theoretisch und experimentell mit Fragestellungen aus der Glazialmeteorologie und Glazial¬hydrologie. Im Rahmen ihrer Promotion entwickelte sie ein Modell zur Schmelzwasser¬produktion eines Alpengletschers, (Titel: "Der Strahlungshaushalt des Vernagtferners als Basis der Energiehaushaltsberechnung zur Bestimmung der Schmelzwasserproduk¬tion eines Alpengletschers"), das im Lauf der Arbeiten zu einem kompletten Schmelz- und Ab¬-fluss¬modell des Vernagtferners ausgebaut wurde. Ihre Tätigkeit umfasste vor allem die Erfassung, Aufbereitung und wissenschaftliche ¬Analyse glaziologischer, meteorologischer und hydrologischer Daten aus dem Einzugsgebiet des Vernagtferners im Ötztal, Tirol. Dieser Gletscher stellt das Hauptarbeitsgebiet der ¬Kommission für Glaziologie der Bayeris chen Akademie der Wissenschaften dar, an der sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bis zum Erreichen des ¬Rentenalters im Jahr 2014 tätig war. Sie arbeitete in verschiedenen Forschungsprojekten, so im Sonderforschungsbereich 81 der Technischen Universität München, im Bayerischen ¬Klimaforschungsprogramm und im Verbundprojekt "GLOWA-Danube" (Globaler Wandel des Wasserkreislaufs am Beispiel der Donau). Aus den Arbeiten sind zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen hervorgegangen. Von 1996 bis 2018 war sie eine der drei Gutachter für die Preisvergabe des Fördervereins des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen, seither ist sie als Schriftführerin Mitglied des Vorstandes. Von 1999 bis 2009 war sie eine der vier Sprecher der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit dem Jahr 2000 ist sie im erweiterten Vorstand der Geographischen Gesellschaft München. Sie engagiert sich außerdem bei der Betreuung von Gastw issenschaftlern der Münchner ¬Wissenschaftsinstitutionen im Rahmen des Internationalen Begegnungszentrums der Wissen¬¬schaften in München.
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