Zwölf Monate Freiheit - Ans andere Ende der Welt ... und noch ein bisschen weiter
Verlag | Nova MD |
Auflage | 2020 |
Seiten | 344 |
Format | 13,6 x 2,2 x 21,1 cm |
Gewicht | 607 g |
ISBN-10 | 3969663490 |
ISBN-13 | 9783969663493 |
Bestell-Nr | 96966349A |
Es war das Beste, was uns passieren konnte: Ein Sabbatjahr! Den Alltag vergessen, grenzenlos denken und Länder bereisen, die mir als Kind unerreichbar erschienen. Namibia, Südafrika, Australien und Neuseeland, Länder voller Extreme. Wir sahen wilde Tiere, bestiegen die höchste Düne der Welt, wurden Opfer krimineller Machenschaften, schnorchelten nach Korallen, beobachteten Wale und fuhren mit einem klapprigen Bulli durch die grüne Hölle Neuseelands. Kaum zurück in Deutschland zerstörten Jahrhundertbrände die australischen Regenwälder, fluteten Wolkenbrüche die Straßen Neuseelands, schloss Corona alle Grenzen. Doch mit diesem Buch bleiben unsere Erlebnisse lebendig. über 130 Abbildungen
Leseprobe:
Nach drei erlebnisreichen Tagen verabschiedeten wir uns von der Wabi Game Ranch und erreichten nach knapp 280 Kilometern die Grenze zum Etosha Nationalpark, der große Hotspot für jeden Namibiabesucher. Auch für uns standen die "Big Five" auf dem Wunschzettel. Elefanten, afrikanische Büffel, Nashörner, Löwen und Leoparden. Auf einem Gelände so groß wie Hessen fieberten wir dem Moment entgegen, sie aufzuspüren.Der Nationalpark erhielt seinen Namen Etosha wegen der großen Salzpfanne, die übersetzt großer weißer Platz bedeutet.Da wir frühzeitig in der Emanya Lodge eingecheckt hatten, lag es nahe, am Nachmittag eine erste Erkundungstour zu starten. Wir entrichteten achtzig Dollar Eintritt pro Person und wussten, dass wir spätestens mit Einsetzen der Dämmerung den Park verlassen mussten.Kaum fuhren wir am äußeren Rand der Salzpfanne entlang, bat mich Thomas, die Fahrt zu unterbrechen. Er war auf eine Gruppe Vögel aufmerksam geworden, die hektisch mit ihren Schnäbeln auf etwas herumhackt en. Aufgrund der Entfernung erkannten wir erst nach einiger Zeit, dass es sich um Geier handelte, die ihre Köpfe tief im Aas versenkten und sich daran satt aßen. Unser Herz schlug schneller. Wir wurden Zeugen eines tierischen Überlebenskampfes. Doch damit nicht genug. Immer mehr Geier flogen heran, bis sich ein zappelnder Pulk bildete, der sich gierig am blutigen Fleisch vergriff. Und dann folgte der Moment, in dem alle plötzlich innehielten, die Köpfe hoben und versteinert in militärischem Gehorsam verharrten. Wir hielten die Kamera auf das Geschehen. Die Spannung stieg, doch es passierte nichts. Wir starrten gebannt nach vorn. Obwohl wir weit genug entfernt waren, kommentierte Thomas flüsternd und voller Aufregung das Geschehen.Und dann kam sie: die Löwin! Unsere Freude war grenzenlos, und wir versuchten, jede Kleinigkeit des sich ankündigenden Dramas aufzusaugen. Jede noch so kleine Regung verhieß Spannung. Die Löwin schritt wie eine Königin unbeeindruckt den Pulk ihrer Unterge benen ab, ohne sie dabei eines Blickes zu würdigen. Doch wir erwarteten, dass sie abrupt losstürmen und alle anderen Tiere in die Flucht schlagen oder sie mit dem Maul zerreißen würde. Die satte Löwin schien aber kein großes Interesse an einem Beutezug zu haben und verschwand so gelangweilt, wie sie gekommen war. Dennoch wagte kein Geier, das große Fressen fortzusetzen. Wir waren fasziniert, wie perfekt der Instinkt der Tiere ihr Überleben sichert. Deshalb verwarfen wir von nun an die Idee, trotz Verbots kurz auszusteigen, um unser kleines Geschäft zu verrichten. Unsere Instinktlosigkeit könnte tödlich enden. So ein Erlebnis zu Beginn des Etosha-Besuchs würde kaum noch zu überbieten sein.