Die Straße im Kopf - Wie ist ein Weiterleben nach dem Überleben möglich? Raus aus der Obdachlosigkeit, trotzdem kein Zuhause
Verlag | Kampenwand |
Auflage | 2024 |
Seiten | 200 |
Format | 16,6 x 2,3 x 23,7 cm |
Gewicht | 645 g |
ISBN-10 | 3986601910 |
ISBN-13 | 9783986601911 |
Bestell-Nr | 98660191A |
Er hat über die Straße geschrieben. Jetzt erzählt er, wie schwer es ist, sie zu vergessen.
Dominik Bloh hat es geschafft. Er ist heute kein Straßenjunge mehr. Trotzdem - das Leben auf dem Asphalt lässt ihn nicht los. Du glaubst, du kennst ihn?
Dieses Buch zeigt dir, wie tief seine Narben wirklich gehen
In "Die Straße im Kopf" erzählt er eindringlich und ehrlich, wie seine Reise weitergeht: Die Straße hat ihn geprägt, jetzt kämpft er mit der Normalität. Mit den Hürden des Alltags, den er nie erlernen durfte.
Ein Bett, das er nicht benutzt.
Wie lebt es sich in einer Wohnung mit Waschmaschine, Kühlschrank und Bett, wenn das Leben auf der Straße nicht vergessen werden kann? Wie fühlt es sich an, in zwei Welten zu leben? Wie gelingt es, mit der Überlebensschuld umzugehen? Und wie lebt man ein neues Leben, wenn noch Tausende auf dem Asphalt zurückgeblieben sind?
"Ich kann nicht vergessen, wo ich herkomme."
Dominik bleibt nicht bei seiner eigenen Geschichte stehen. Er öffnet dem Leser die Augen für das Paralleluniversum, (das genau vor seiner Nase) existiert, aber meist nicht wahrgenommen wird. Und ganz ohne Klagen und Anprangern macht er klar, was passieren muss, um wirklich etwas zu verändern.
"Das Leben nach der Straße: Ein Kampf, den man nicht kommen sieht."
Ein Buch, das mehr erzählt, als du erwartest.
Leseprobe:
"Wer im Dunkeln lebt, weiß, was Licht bedeutet. Es ist Leben. Draußen war in vielen Nächten das einzige Licht das der Straßenlaterne. Es war funktionell wichtig, damit ich etwas sehen konnte, ein Buch oder die Zeitung lesen, um die Nacht rum zu kriegen, oder um unter dem Licht der Laterne schreiben zu können. Doch es war noch viel mehr. Es war über Jahre das einzige Licht, das mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben konnte. Zu meiner Zeit draußen war Schreiben wie eine Selbsttherapie, um das, was ich auf der Straße erfahren habe, besser ertragen zu können. Es musste raus aus meinem Kopf, ich schrieb es auf die Zettel vor mir, die auf meinem Schoß lagen. Ich habe versucht, immer Stift und Papier dabei zu haben, eingewickelt in meine Klamotten, verstaut in der Tasche, in der ich mein ganzes Leben getragen habe.",,Die Straße im Kopf und noch nicht ganz angekommen. Aber ich mache Fortschritte. So gut wie noch nie. Es ist seltsam, auf der Straße war ich immer in Bewegung, hin u nd her, aber es hat sich nichts bewegt. Beschäftigt damit, zu überleben. Jetzt gibt es einen Ort, an dem ich bleiben kann, und somit kommen Dinge in Bewegung. Ich stehe nicht mehr vor verschlossenen Türen. Türen sind offen, und ich kann hindurchgehen.""Schon komisch, ich gucke von hier auf den Mondschein, in die Bäume. Ein Ausblick, als würde ich unter freiem Himmel schlafen. Ich gucke von meiner Wohnung aus nach draußen in die Nacht. Wenn ich will, kann ich reingehen und mich ins Bett legen. Mich jederzeit waschen. In Boxershorts schlafen. Auf der Straße kannst du nie die Klamotten ausziehen. Es fühlt sich an wie Luxus. Vorbei die Suche nach einem sicheren Ort, die Ungewissheit, nicht zu wissen, wohin. Alles, was ich brauche, habe ich hier. Aus meiner ersten eigenen Wohnung ein Zuhause zu machen war viel schwieriger, als es sich vielleicht anhört. Seit fast zwölf Jahren hatte ich keinen festen Wohnsitz; dass ich ein wirkliches Zuhause hatte, einen Ort, an den ich gehöre, ist noch viel länger her. Bei meinem Einzug stand dort bereits ein schmales weißes Ikea-Regal mit sechs Fächern. Mit meinem gesamten Besitz konnte ich erstmal nur drei davon füllen. Der Rest blieb leer. So lange war ich mit dem absoluten Minimum ausgekommen, hatte von einem auf den anderen Tag gelebt, so dass es mir schwerfiel, mich für einen längeren Zeitraum einzurichten. Ich habe einen Tisch, an dem ich schreiben kann, und eine Matratze. Ich habe keinen Kleiderschrank. Alles, was ich habe, trage ich seit einem Jahrzehnt in meiner schwarzen Nike-Tasche. Seit meinem 16. Lebensjahr ein Junge der Straße."