Menschen im Räderwerk der ungeheuren Stadt: Reinhard Jirgls grandioser Roman entwirft in dichten Bildern das heutige Berlin als Fluchtpunkt der Existenz zweier Männer.
»Eine aufregende Heimkehr zu uns selbst.« Iris Radisch in 'Die Zeit'
Berlin heute, eine riesige Stadt, die sich täglich verändert und die stärker ist als die Menschen, die in ihr leben. Zwei Männer stehen vor dem plötzlichen Aus ihres bisherigen Lebens: durch Scheidung, durch den Tod der Frau. Der eine: Sohn eines Bauern im Wendland, Journalist in Hamburg. Der andere: einst DDR-Grenzer in Frankfurt an der Oder, dann vom Bundesgrenzschutz übernommen.
In seiner mächtigen Prosa tritt die Stadt Berlin als Schauplatz gleichgewichtig neben die Figuren, ein Wunsch-Raum für vielerlei Bedürfnisse, eine Maschinerie, die die Menschen und ihre Nöte durch ihre Mangel dreht.
Reinhard Jirgl wurde am 16. Januar 1953 in Berlin (Ost) geboren. Nach einer Lehre als Elektromechaniker studierte er ab 1971 Elektronik an der Berliner Humboldt-Universität. Noch während des Studiums schrieb Jirgl an ersten Prosatexten. Ab 1975 arbeitete er als Ingenieur an der Akademie der Wissenschaften, gab seinen Beruf 1978 jedoch auf, um sich mehr dem Schreiben widmen zu können. Seinen Unterhalt verdiente er als Beleuchtungs- und Servicetechniker an der Berliner Volksbühne. Als er 1985 sein erstes, umfangreiches Manuskript »Mutter Vater Roman« beim Berliner Aufbau-Verlag einreichte, wurde ihm eine »nichtmarxistische Geschichtsauffassung« vorgeworfen und die Veröffentlichung des Romans verweigert. Jirgl jedoch setzte das Schreiben fort. Bis zur Wende 1989 lagen sechs fertige Manuskripte vor - ohne dass ein einziges Buch von ihm veröffentlicht worden wäre. Erst 1990 konnte »Mutter Vater Roman« bei Aufbau erscheinen. Die entscheidende Änderung in der öffentlichen Wahrnehmung , seine persönliche Wende, wie Jirgl es beschreibt, kam schließlich 1993, als er für das Manuskript seines Romans »Abschied von den Feinden« mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet und Autor des Carl Hanser Verlags wurde.
1996 gab Jirgl die Tätigkeit als Techniker an der Berliner Volksbühne auf und arbeitet seitdem als freier Schriftsteller in Berlin. Seit 2009 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Neben dem Alfred-Döblin-Preis wurde sein Werk mit zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Preis (1990), der Johannes-Bobrowski-Medaille (1998), dem Josef-Breitbach-Preis (1999), dem Kranichsteiner Literaturpreis (2003), dem Rheingau Literaturpreis (2003), dem Dedalus-Preis für Neue Literatur (2004), der Eugen Viehof Ehrengabe der Deutschen Schillergesellschaft von 1859 (2004), dem Bremer Literaturpreis (2006), dem Lion-Feuchtwanger-Preis (2009), dem Grimmelshausen-Literaturpreis (2009) und zuletzt mit dem Georg-Büchner-Pr eis (2010). 2007 war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.
Seit 1998 erscheinen die Werke von Reinhard Jirgl im Deutschen Taschenbuch Verlag.
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