Almosen fürs Vergessen: Almosen fürs Vergessen / Wie Schatten kommt - Roman
Verlag | Elfenbein |
Auflage | 2023 |
Seiten | 280 |
Format | 8,3 x 2,2 x 31,2 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 393 g |
Reihe | Almosen fürs Vergessen 8 |
ISBN-10 | 3961600171 |
ISBN-13 | 9783961600175 |
Bestell-Nr | 96160017A |
Korfu 1970, beim Dreh eines Monumentalfilms über die Irrfahrten des Odysseus: Jules Jacobson, Regisseur der namhaften amerikanischen Firma Clytemnestra Films, sitzt zwischen allen Stühlen. Dem Produzenten schwebt ein spektakulärer Kassenschlager vor, die Geldgeber fordern hingegen künstlerische Treue zum homerischen Original, die Stars liegen ihm mit Sonderwünschen in den Ohren, und ein sexsüchtiges Starlet mischt die sittsame griechische Kleinstadt, in der das Filmteam logiert, gründlich auf. Es reicht nicht, dass ein eilig eingeflogener Historiker aus Cambridge die Auswahl der Drehorte und das Dreh- buch einer kritischen Prüfung unterzogen hat - die Verse Homers sträuben sich gegen die Verwendung im Film. Ein versierter Schriftsteller mit einem Faible für Literatur der Antike muss her und verwendbare Filmdialoge schaffen - Fielding Gray, der sich am Ort des Geschehens aber nicht nur in die paradiesisch bezahlte Textarbeit vertieft. Er taucht ein in die Welt selbstsüchtiger Darst eller, millionenschwerer Förderer und listenreicher Filmemacher, bis der Strudel aus Begehrlichkeiten, Intrigen, Ruhmeswillen und Gier auch ihn selbst erfasst.Im achten Band der Romanreihe "Almosen fürs Vergessen" nimmt Simon Raven sich für seine Panoramaschau der gehobenen britischen Nachkriegsgesellschaft wie gewohnt mit Witz und Biss die Kulturindustrie und ihre Protagonisten vor.
Leseprobe:
Für die größten und anhaltendsten Schwierigkeiten sorgte die Trunksucht von Odysseus, einem graumelierten und international beliebten Veteranen romantischer Seefahrtsfilme aus den Kriegsjahren, der erst dann zu voller Form auflief, wenn er eine Flasche Whisky zu zwei Dritteln geleert hatte, sobald er aber den Rest auch noch trank, schlichtweg zu gar nichts mehr zu gebrauchen war. Die Alkoholmenge, um die es dabei ging, blieb konstant dieselbe und wich nie auch nur um ein Quäntchen ab: Wenn der Filmstar ein Drittel der Flasche intus hatte, wurde, was er bot, langsam passabel, bei zwei Dritteln (haargenau) wurde er brillant, bei drei Dritteln ... auf den Tropfen ... war er ein hoffnungsloser Fall. Glücklicherweise ließ sich durch diese präzise Berechenbarkeit Jules' Arbeit gerade so bewältigen: Es kam ein speziell präparierter Dekanter zum Einsatz, der als Uhr zu fungieren hatte, und der gesamte Drehtag richtete sich nicht nach den vergehenden Stunden, sondern danach, wie tief der B ourbon von Odysseus bereits stand. An Tagen, an denen der Stand zu schnell sank, musste Jules alles daransetzen, den Helden vor der Kamera zu halten und den Take in den Kasten zu bekommen, bevor die finale und fatale Dosis seinen Rachen hinabrann und Odysseus in ein unerschütterliches Koma verfiel.