Altes Zollhaus, Staatsgrenze West - Roman
Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2017 |
Seiten | 192 |
Format | 13,5 x 21,6 x 2,0 cm |
Gewicht | 327 g |
ISBN-10 | 3960540353 |
ISBN-13 | 9783960540359 |
Bestell-Nr | 96054035A |
Jochen Schimmang erzählt vom Leben an sich auflösenden Grenzen, ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Bonner Republik.»Wer an der Grenze steht, kommt schnell mal einen Schritt vom Wege ab und gerät auf die andere Seite des Schlagbaums.«Der geschasste Bonner Politikberater Gregor Korff hat sich abgefunden mit den Umwälzungen in seinem Leben, und er profitiert sogar davon: Eine Episode aus seiner Vergangenheit hat ihm in Form eines Bestsellerromans ein recht beachtliches Vermögen eingebracht, und so ist er heute, in den 2010er Jahren, Besitzer eines ehemaligen Zollhauses an der niederländischen Grenze, wo er zurückgezogen lebt. Lange Zeit ist ein pensionierter Zöllner sein einziger Kontakt, dann aber kommt frischer Wind in sein Leben: Er lernt einen enttarnten 'Landesverräter' kennen; zwei serbische Kinder besuchen ihn auf der Durchreise; übers Kino tritt er in Kontakt mit zwei jungen Leuten aus der nahen niederrheinischen Kleinstadt, und ein Freund aus Gregors aktiven Tagen stat tet ihm einen Besuch ab. Der »alte Spinner vom Zollhaus« wird nach und nach wieder vergesellschaftet. Gregor Korff ist definitiv nicht auf der Höhe der Zeit, und eben dieser Abstand schärft seinen Blick.»Altes Zollhaus, Staatsgrenze West« ist ein kluger, subtil komischer Roman über die Freundschaft, das Alter und das Verschwimmen von Zeiten und Grenzen.
Leseprobe:
Nun wehte der Sturm mich kräftig ins Kommende, dem ich den Rücken zukehrte, und ich sah die stürmische Herde unter mir ebenso zurückbleiben wie den Jeep mit Colonel Calloway und seinem Sergeant. Der Jeep wurde stattdessen von einem Bugatti Type 55 aus den dreißiger Jahren überholt, der schnell näher kam und in dem Walter Benjamin saß und mir zuwinkte. Er formte dann mit den Händen einen Trichter und rief etwas zu mir hinauf. Ich hörte aber nur ein unartikuliertes Röhren und verstand nichts. Zudem wachte ich auf, nicht schweißgebadet diesmal, sondern einfach nur wütend.»Jetzt ist Schluss!«, brüllte ich, wohl wissend, dass mich mangels Nachbarschaft niemand hören konnte. »Der Hirte des Seins, was? Der Engel der Geschichte, ja? Was soll denn noch alles kommen? Das Prinzip Hoffnung? Der universale Verblendungszusammenhang? Am Meeresufer ein Gesicht im Sand? Der Weltgeist in Reiterstiefeln, mit Peitsche selbstverständlich? Lasst mich alle in Ruhe! Ende! Aus! Vorbei!«