Verlag | Maro-Verlag |
Auflage | 2024 |
Seiten | 224 |
Format | 14,0 x 2,0 x 20,9 cm |
Gewicht | 350 g |
ISBN-10 | 3875126750 |
ISBN-13 | 9783875126754 |
Bestell-Nr | 87512675A |
Als ihre Trauer so viel Raum einnimmt wie ein Elefant, macht Mari sich auf den Weg. Sie lässt ihren Mann Felix zurück und folgt der Rin. Während sie versucht, sich von ihrem Schmerz freizuwandern und einen neuen Pfad für ihr Leben zu finden, baut Felix einen Ort, an dem sich Mari vielleicht irgendwann wieder zu Hause fühlen kann. Monatelang folgt sie dem Weg des Flusses, allein und doch begleitet - von Büchern von Annie Dillard und Richard Skelton, ihren eigenen Logbuchnotizen, die sie immer wieder nach Hause zu Felix schickt, und einer flügellahmen Dohle - Richtung Meer. Im Roman »Birkenschwestern« - 2021 ausgezeichnet mit dem Preis »De Bronzen Uil« als bestes niederländischsprachiges Debüt - zeichnet die flämische Autorin Caro Van Thuyne das mäandernde Portrait einer Frau, die sich einem großen Ver-lust stellt. Ein Buch über den Prozess des Trauerns, die Beziehung zwischen zwei Schwestern, die ohne Worte miteinander kommunizierten, und über die Liebe eines Paares, das nicht aufg ibt.
Leseprobe:
Auch wenn alles andere stillstand, musstest du immer noch zur Toilette, und nach der Beerdigung musstest du wirklich dringend. Als Felix die Tür aufgemacht hatte, warst du deshalb im Dunkeln an ihm vorbeigeschossen. Und direkt gegen das neue Möbelstück geprallt. Kein Möbelstück ist so weich. Kein Möbelstück bewegt sich so wogend, kein Möbelstück trompetet und schnaubt vor Schreck. Natürlich hattest du dir in die Hose gemacht. Und der Elefant hatte sich vor lauter Panik auf dein Bein gekniet. Als du aus dem Krankenhaus nach Hause kamst, war das Tier immer noch da. Anscheinend war es sogar gewachsen, es passte gerade noch so unter die Decke, konnte nicht einmal den Kopf heben. Es war ein lebender, zehn Tonnen schwerer Doppeldeckerbus wie aus einem Albtraum. Ein laut schnaufendes, stinkendes, polterndes, wummerndes, brüllendes Mastodon. Das Monster stand mit erhobenem Schwanz und Rüssel da, die Ohren an den Hals gepresst, die Augen weit aufgesperrt und wild verdreht - wer fürchtete s ich hier vor wem?Felix half dir schleunigst hinaus und brachte dich dann leise über die Hintertür zurück ins Haus.Aber man kann ein solches Tier im Haus nicht ignorieren. In der Luft lag ein Beben und ein tiefes Brummen, ein Gestank nach Bauernhof, Blähungen und Stallmist, ein Poltern zwischen den Wänden, Geheul und Gebrüll, und nachts das tiefe, lange, schleppende Schnarchen, so tief, als würde eine Orgel durch das ganze Haus vibrieren. Wie gewöhnte man sich an so etwas?