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DER TAG, AN DEM PAPA DAS MONSTER GETÖTET HAT

DER TAG, AN DEM PAPA DAS MONSTER GETÖTET HAT - Roman

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Produktdetails  
Verlag Verlag am Rande e.U.
Auflage 2023
Seiten 244
Format 15,7 x 2,3 x 22,0 cm
Mit Lesebändchen
Gewicht 497 g
ISBN-10 3903190578
ISBN-13 9783903190573
Bestell-Nr 90319057A

Produktbeschreibung  

Lisa ist ein fröhliches und aufgeschlossenes Mädchen, das in der Blüte seiner Kindheit steht und die Welt mit all ihren Facetten entdeckt. Sie lebt bei ihrem Vater, zu dem sie emotionalen Zugang hat und den sie über alles liebt. Johannes Worner hat seit einem literarischen Achtungserfolg vor vielen Jahren kein Projekt zu Ende gebracht und leidet an einer sich verschlimmernden Alkoholkrankheit. An den Wochenenden ist sie zu Gast bei ihrer Mutter Veronika, die einen mittelständischen Verlag leitet und wenig wirkliches Interesse an ihrer Tochter zeigt.Doch mit der fortschreitenden Erkrankung von Lisas Vater gerät das Arrangement ins Wanken und die Frage in den Vordergrund, was der Alkohol nicht nur mit Lisas Vater, sondern auch mit ihr selbst auf Dauer macht

Leseprobe:

Wie war Johannes da nur hineingeraten? Er wusste gar nicht mehr, wie es früher gewesen war, als er ein Kind war, völlig nüchtern und nur von der Lust nach Schokolade getrieben, eventuell eine süße Limonade. Seinen ersten Schluck Bier hat er probiert, als er mit Onkel Friedrich im Wald war, damals, unter den Jägern. Es war ein heißer Sommertag und er und Cousin Klaus, der Sohn von Onkel Friedrich, hatten stundenlang im Wald gespielt, sich gefetzt, Pilze gesammelt und Äste abgebrochen. Als die beiden völlig abgekämpft zu den Männern kamen, hatten sie verständlicherweise Durst. Doch wie es so war in der Gesellschaft von Männern, gab es weder Limonade noch Wasser, sondern lediglich Bier. So wurden Klaus und Johannes in die Weihen des Mannwerdens eingeführt, sie mussten damals um die fünf Jahre alt gewesen sein, vielleicht sogar jünger. Onkel Friedrich schenkte ihnen aus der kühl schimmernden Flasche jeweils ein kleines Schnapsgläschen ein und nahm selbst einen kräftigen Schluck. "Pros t, Jungens", hatte er gesagt und Klaus und Johannes dachten gar nicht lange darüber nach, so stark war ihr Durst, obwohl sie vor dem goldenen Saft doch Respekt hatten, da sie ja wussten, dass es ein Getränk für Männer war, wohingegen die heiße Schokolade normalerweise in Gegenwart der Frauen und Tanten für sie bestimmt war. Wie gesagt, höchstens mal eine Limonade. Mit einem schnellen Schluck kippten die beiden Jungs die Flüssigkeit hinunter und spürten sowohl die lindernde und kühle Erfrischung, die von ihren Poren aufgenommen wurde, als auch einen Schlag, der sich direkt ins Nervenzentrum fraß. Klaus fing plötzlich an zu schauspielern, betrunken zu sein, fing lauthals zu lachen an und ließ sich rücklings von der Bierbank fallen, sodass die Männer alle lachten und auch Johannes in die Ermunterung einstimmte, mit seinem Schnapsglas auf den Tisch klopfte, wie er es einmal bei seinem Vater gesehen hatte, und nach mehr verlangte.Nun war Johannes selbst Vater einer kleinen Tochter, die er nie Alkohol probieren lassen würde, die aber unter seiner Sucht litt, das wusste er genau. Obwohl er nie so werden wollte wie sein Vater, wurde er doch so wie er, vielleicht noch schlimmer. Langsam stand er auf, blickte in den offen stehenden Schnapsschrank. Ihm schwindelte und er musste sich aufs Sofa legen. Dort ging es etwas besser. Er versuchte, etwas wegzudösen, während er den leisen Klängen des Fernsehers, der in der Küche stand, folgen konnte, von denen er meinte, dass sie ihn anklagten, ihn verurteilten, leise flüsternd wollten, dass er wusste, dass er ein schlechter Vater war. Es war Sonntag, Spätnachmittag, und er konnte seiner Tochter nichts anderes bieten als einen leidenden und verkaterten Mann, der gestern wieder einmal über die Stränge geschlagen hatte. Auch Günther konnte da nicht helfen; er war ein Tier, ein Gummimann, den nichts umhauen konnte. Johannes war anders, er vertrug das alles nicht so gut, steckte es nicht einfach so weg, sondern füllte in sich dies es tiefe Loch, das so unendlich war wie das Universum. Er musste es zuschütten, begraben, überdecken, nur irgendetwas, damit es nicht weiterhin klaffte. Kurz kam er zur Ruhe und meinte den Atem seiner Tochter zu hören, wie sie über ihm stand und ihn musterte, sich womöglich um ihn sorgte. Doch Johannes ließ die Augen geschlossen, versuchte, nicht zu atmen, döste leicht weg in einen Traum aus Rauch und Wolken.

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