Paul van Ostaijens modernes Werk ist beeinflusst vom Dadaismus und dem frühen Surrealismus. Voll guten Mutes begab sich der junge Dichter 1918 in Berlin auf die Suche nach der Kunst, die der neuen Welt zu einer neuen Form verhelfen würde. Schon kurze Zeit später zeigte er sich desillusioniert: "Menschen sind keiner Kritik würdig. Sie eignen sich nur als Stoff für burleske Novellen."Dieser Band - der erste in einer Reihe von mehreren Bänden - beleuchtet eine bisher zu wenig beachtete Facette im Werk van Ostajiens: die Groteske. Diese Kurzprosa sucht ihresgleichen in der Literatur jener Jahre. Mit punktgenauem Humor und schonungsloser Logik hält der Bewunderer von Franz Kafka und Mynona den Menschen den Spiegel vor. In seinen Grotesken zeigt sich van Ostaijen als Autor auf der Suche nach neuen Formen, stellenweise tollkühn, stets bewundernswert. Ein Schriftsteller von aussergewöhnlicher Experimentierkraft, dessen unerschrockene Allegorien und Parodien zeitlos sind: Seine Texte sind immer das unausweichliche Hier und Jetzt.
Paul van Ostaijen, 1896 in Antwerpen geboren, gründete 1917 die Avantgardegruppe "Bond Zonder Verzegeld Papier". Die Lyrikbände "Music-Hall" (1916) und "Het sienjaal" (1918) machten ihn berühmt. Wegen seines Engagements für die Flämische Bewegung verfolgt, floh er nach Berlin. Dort stand er Franz Pfemferts literarischer und politischer Zeitschrift "Aktion" und Herwarth Waldens "Sturm" nahe, schrieb "Die Feste von Angst und Pein" und das dadaistische Filmskript "Pleite-Jazz". In dieser produktiven Zeit entstand auch sein Gedichtzyklus "Besetzte Stadt" (1921) sowie, beeinflußt von Scheerbart und Mynona, seine Grotesken, von denen hier eine erste Auswahl in deutscher Neu- oder Erstübersetzung vorgelegt wird. Nach Belgien zurückgekehrt, eröffnete van Ostaijen in Brüssel eine Kunstgalerie. Dort wurden die Anzeichen seines Tuberkulose-Leidens zuerst sichtbar. Er publizierte 1925 eine der weltweit ersten Kafka-Übersetzungen und "Het bordeel van Ika Loch" (1926). Geboren 1965, studierte Anne Dingkuhn Freie Kunst, Kunstpädagogik und Philosophie an der Hochschule der Künste, Berlin. Es folgten diverse Auslandsaufenthalte, ein Stipendium zur Förderung junger Künstler e.V., Hamburg, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Die freischaffende Hamburger Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten überaus vielschichtig mit Innen- und Außenwelten, Grenzen und Orientierungssystemen. Altes Kartenmaterial findet sich in den Motiven ebenso wieder, wie Phantastisches aus Flora und Fauna. Anne Dingkuhn lebt und arbeitet in Hamburg. Andreas Lampert, geboren in Pforzheim, lebt und arbeitet in Berlin als freier Übersetzer, Schriftsteller und Historiker.
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