Das Neuenbürger Erzrevier im Nordschwarzwald als Wirtschaftsraum während der Späthallstatt- und Frühlatènezeit
Verlag | Reichert |
Auflage | 2023 |
Seiten | 168 |
Format | 21,5 x 1,8 x 31,0 cm |
Gewicht | 943 g |
Reihe | Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 24 |
ISBN-10 | 3752006501 |
ISBN-13 | 9783752006506 |
Bestell-Nr | 75200650A |
Keltische Schmelzmeister produzierten während des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. bei Neuenbürg im Nordschwarzwald in großem Stil Eisen. Ausgrabungen belegten in den Jahren 2004 bis 2011, dass hier während der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit eine zentral organisierte und hoch spezialisierte Eisenproduktion betrieben wurde. Zahlreiche außergewöhnlich gut erhaltene Verhüttungsplätze gehören zu den ältesten Nachweisen der Eisentechnologie nördlich der Alpen und sind ein über Baden-Württemberg hinaus bedeutendes montanarchäologisches Denkmal.
In den Jahren 2004 bis 2011 wurden in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt umfangreiche Relikte einer keltischen Eisenproduktion des 6./5. Jhs. v. Chr. bei Neuenbürg im Nordschwarzwald archäologisch erforscht. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Verhüttungsplätze stellen ein einzigartiges montanarchäologisches Denkmal in Baden-Württemberg dar und gehören zu den ältesten Nachweisen dieser Technologie nördlich der Alpen.
Nach der Entdeckung keltischer Siedlungsspuren auf dem Neuenbürger Schlossberg in den 1930er Jahren wurde ein Zusammenhang mit dem Neuenbürger Erzrevier vermutet, aber erst 1995/96 durch gezielte Geländeforschungen nachgewiesen. Der tatsächliche Umfang konnte dann im Rahmen des DFG-Projekts erfasst werden.
Systematische Prospektionen in den Wäldern um Neuenbürg erbrachten umfangreiche und zum Teil außergewöhnlich gut erhaltene Überreste der keltischen Eisenerzverhüttung in Form von Abfallhalden aus Rennofenschlacken und Ofenb auteilen. Mittlerweile sind über 80 dieser Produktionsareale bekannt, sie liegen in einem ca. 5 x 6 km umfassenden Bereich südlich und östlich der Höhensiedlung auf dem Neuenbürger Schlossberg. Anscheinend wurde hier über einen relativ kurzen Zeitraum während der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit eine intensive und hoch spezialisierte Eisenproduktion betrieben. Ausgrabungen an bislang sechs Verhüttungsplätzen belegen eine sehr einheitliche Organisation und Produktionsweise. Bei den Grabungen wurden immer wieder standardisierte Ensembles der metallurgischen Produktionskette angetroffen, welche Erzaufbereitung, Verhüttung und erste Weiterverarbeitungsschritte der Stahlluppe umfassen. Mehrere Rennfeueröfen an jedem Platz lassen auf eine zentral organisierte, kontinuierliche und normierte Metallproduktion schließen. Die Erzaufbereitung erfolgte durch Rösten und anschließendes Zerkleinern auf Steinpodien mittels faustgroßer "Pochsteine" und Schiebemühlen. Die in den Rennfeueröfen produzierten Stahlluppen wurden noch am Verhüttungsplatz ausgeschmiedet, die weitere Verarbeitung fand dann wohl in den Siedlungen statt.
Die Kenntnis von Bergbau und Erzverhüttung ist wahrscheinlich als Technologieimport über die Kontakte der frühkeltischen Welt zum mediterranen Raum in den Nordschwarzwald gelangt und hat hier zur Herausbildung einer kurzfristigen überregional bedeutenden Eisenproduktion im Neuenbürger Erzrevier geführt.