Das längste Jahrhundert des Osmanischen Reichs
Verlag | Literaturca Verlag |
Auflage | 2015 |
Seiten | 400 |
Format | 13,5 x 21,1 x 3 cm |
Gewicht | 483 g |
Übersetzer | Beatrix Caner |
ISBN-10 | 393553535X |
ISBN-13 | 9783935535359 |
Bestell-Nr | 93553535A |
Im XIX. Jahrhundert gab es nicht nur im Westen Europas eine große bürgerliche Revolution, die zu einer grundlegenden strukturellen Veränderung der Gesellschaft und des politischen Systems führte, auch im Osten Europas und im Osmanischen Reich geriet um die Mitte des Jahrhunderts vieles in Bewegung. Prof. Dr. Ilber Ortayli nimmt die osmanische Reformzeit (ab 1839) in einem weit gesteckten Rahmen unter die Lupe, stellt die Ereignisse, die Akteure und die Umwälzungen aus unterschiedlichen, alten und neuen Blickwinkeln vor, so dass die Geschichte dieser Ära in einem völlig neuen Licht erscheinen kann. Nicht nur die Außenseite der Veränderungen wird sichtbar, auch die tiefen inneren Beweggründe, die auslösenden Momente und die unkalkulierbaren Folgen einer ganzen Kette von Reformen und Innovationen werden gründlich durchleuchtet und nachvollziehbar gemacht. Vor allem aber wird auch deutlich, dass das Osmanische Reich im XIX. Jahrhundert nicht von der Welt abgeschnitten seine Eigenarten zu konservieren versucht hatte, sondern mit Europa Schritt halten, Teil der modernen Welt und mitbestimmender Akteur einer neuen, bewusst gestalteten Zukunft sein wollte. Eine enthusiastische Gruppe von progressiven Beamten, aber vor allem die Sultane der Reformen selbst leiteten die großen Veränderungen ein, die tatsächlich mehr als ein Jahrhundert umfassen und zu der Gründung der Republik Türkei (1923) führten. Diese Gruppe der Reformatoren hat nicht nur neue Gesetze verabschiedet, neue Institutionen gegründet und eine Nähe zu Europa geschaffen, sie hat auch eine neue Generation herangezogen, die zeitgemäß ausgebildet war und für einen intensiven geistigen Austausch mit Europa sorgte. Doch ist dieser Prozess der Europäisierung bis heute nicht zu Ende - wie Ortayli es formuliert - sondern findet als endlose Metamorphose statt. Worauf es ankommt, ist, dass die Erben dieser Reformen es schaffen, auf Augenhöhe mit Europa zu bleiben und die Türkei zu einem modernen, gerechten und si cheren Land zu machen.
Leseprobe:
Die Modernisierung des Osmanischen Reichs, beginnend mit dem XIX. Jahrhundert, umfasst alle seine Institutionen, führt zu Veränderungen bei den Individuen und erreicht schließlich das Zentrum der gesellschaftlichen und politischen Organisationsform, nämlich die Staatsstruktur. Das ist auch der Grund dafür, dass die Reformen dieser Ära Anlass zu heftigen Diskussionen gaben, die bis heute anhalten.Grund dafür ist, dass man die Modernisierungen der osmanischen Gesellschaft mit den klassischen Erklärungsmustern, insbesondere mit der Theorie der "Mimesis", wonach weniger entwickelte Gesellschaften die höher entwickelten nachahmen, nicht begreifen und nicht erklären kann.