Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2021 |
Seiten | 184 |
Format | 13,7 x 2,1 x 21,3 cm |
Gewicht | 318 g |
ISBN-10 | 3960542607 |
ISBN-13 | 9783960542605 |
Bestell-Nr | 96054260A |
Eine Ode an die Literatur als Exil, als Ort der Gedankenfreiheit, und an die Sprache als eine Möglichkeit der Neuerfindung des Selbst.»Sinnlich, subtil und unendlich poetisch, so offenbart Shumona Sinhas Roman das ganze Ausmaß ihrer Meisterschaft und ihrer traumgleichen Vorstellungswelt.« Radio Télévision Suisse
Tania wächst in den 1980er Jahren in Kalkutta auf. Ihren russischen Vornamen hat sie von ihrem Vater, der eine kleine Buchhandlung betreibt. Von ihrer Mutter ungeliebt und auch von ihm nicht beschützt, findet sie Zuflucht in Büchern. Im kommunistischen Westbengalen ist die russische Kultur überall, und so verschlingt Tania erst russische Kinderbücher und träumt später von der Welt Tschechows und Gorkis.Erst als Studentin gelingt es Tania, sich von ihrer Familie zu befreien und ihrer Sehnsucht nach der fremden Kultur zu folgen: Fasziniert spürt sie dem Schicksal des jüdischen Journalisten und Verlegers Lew Kljatschko nach, der seinen Verlag Raduga in der Stalinzeit schließen musste und nur dank einer Intervention Maxim Gorkis dem Todesurteil entging. Bei Raduga waren in den 1920er Jahren surrealistische, unideologische Bücher für Kinder und Erwachsene erschienen, übersetzt in die ganze Welt, so auch ins Bengalische.Kljatschko starb schon 1933, doch Tania nimmt Kontakt zu seiner inz wischen über achtzigjährigen Tochter auf, die in einem Altenheim in Sankt Petersburg lebt, und die beiden ungleichen Frauen, die doch ähnliche Kämpfe durchlebt haben, nähern sich einander an.Kraftvoll, poetisch und farbenreich erzählt Shumona Sinha von drei Menschen im Bann der Literatur, die für sie nichts weniger als Freiheit bedeutet.
Leseprobe:
Ihre Eltern lagen auf dem Sofa und schauten einen Film von Uttam-Suchitra im Fernsehen. Die Putzfrau hatte ihre Arbeit beendet, aber noch nicht den Zug zurück in die Vorstadt genommen, sondern sich vors Sofa auf den Boden gesetzt, die Augen auf den Bildschirm gerichtet, wo die Liebesgeschichte eines armen Mannes und einer reichen Erbin erzählt wurde.Wieder auf dem Flur zum Hof, schreckte sie von einem klopfenden Geräusch zusammen, das klang, als ob jemand mit einem Stock gegen die Tür schlagen würde.Als sie die Tür öffnete, sah sie den Schwan des Nachbarn. Er war Witwer und irrte oft durch die Gasse wie ein streunender Hund, meist auf der Suche nach Wasser. Tania stellte ihm eine Schale mit frischem Wasser hin. Dann öffnete sie das Tor und trat auf die Straße. Der Schwan folgte ihr.