Die in diesem Band versammelten Fotografien erzählen Geschichten, die in die Region des Niederrheins führen. Als Reiseführer ist dieser indes ungeeignet. Zwar mag er dazu inspirieren, jene Landschaft zu besuchen, in der die Fotografien (im Laufe von etwa 1950 bis 1970) entstanden sind, aber was sie zeigen, wird nicht finden, wer nicht einen Blick hat, der sich dem würdig erweist. Keines der hier gezeigten Motive ist von Armin Alfermann technisch bearbeitet, in irgendeiner Weise manipuliert worden. Was in seiner Kamera Wirklichkeit wurde, war so und nicht anders, diesem wunderbaren Fotografen gegeben. (...)Die Fotografien des Armin Alfermann lassen uns den Niederrhein gleichsam mit dessen Augen sehen. Nur wer bereit ist, sie auf sich wirken zu lassen, hat einige Aussicht darauf, ein wenig Einblick auch in dessen Bewusstsein, das ihm bewusst gewordene Sein, zu erlangen. (aus dem Vorwort von Herausgeber Olaf Link)
Armin Alfermann wurde am 2. Dezember 1924 in Düsseldorf geboren. Seit Mitte der Fünfziger Jahre schrieb er als freiberuflicher Journalist für deutsche Zeitungen und Zeitschriften sowie solche benachbarter Länder. In seiner Freizeit befasste sich Armin Alfermann mit Kunst und Literatur. Ein weiteres Interesse galt der Fotografie. Seine zum Bestand des Stadtmuseums Düsseldorf gehörenden Aufnahmen gehen bis in eben diese Fünfziger Jahre zurück.Von schicksalhafter Bedeutung sollte die Tatsache sein, dass er 1959 in einem Fotowettbewerb eine Reise nach Prag gewann, das ihm bisher lediglich aus den Publikationen des von ihm über alle Maßen geschätzten Franz Kafka (1883-1924) sowie der Brüder Josef (1887-1945) und Karel Capek (1890-1938) bekannt war, beide wie Armin Alfermann, erbitterte Gegner der Nationalsozialisten. In dem an Motiven so reichen Prag ging es Alfermann nicht nur darum, Lichtbilder anzufertigen. Er knüpfte Kontakte zu dort lebenden Fotografen, zu Malern und Graphikern, deren Werke er in der Folgezeit in seiner Heimatstadt Düsseldorf, vorzugsweise im internationalen Bildungszentrum "Die Brücke" am Heinrich-Heine-Platz präsentierte. Damit war er der Erste, der nach Gründung der Bundesrepublik hier Arbeiten osteuropäischer Künstler zeigte.Ende des Jahres 1966 verlegte Armin Alfermann mit seiner gleichfalls an Literatur und Kunst interessierten Ehefrau Dorothee seinen Wohnsitz in den Solinger Stadtteil Ohligs, in dem er eine eigene Galerie eröffnete. Auch hier lag der Schwerpunkt der Ausstellung auf Werken, insbesondere Graphiken, tschechischer und slowakischer Künstler. Zumeist waren es Surrealisten und Vertreter des Phantastischen Realismus, die durch den Solinger Galeristen im Westen Bekanntheit erlangten.Fotografien des Journalisten und Galeristen fanden Eingang in internationale Ausstellungen, bei denen er oftmals Preise und Auszeichnungen erhielt. Nicht selten waren es ganze Fotoserien, die zu beeindrucken wussten, so "Das Prag Kafkas", "Die s terbende Stadt" sowie "Gewalt", im Jahr 1972 geschossene Bilder, inmitten der Unruhen und gewaltsamen Ausschreitungen in Irland und Nordirland angefertigt. Um so friedlicher muten die "Weißburger Strukturen", 54 Fotografien aus der elsässischen Stadt, an. Die Serie "Spuren im Stein - Jüdische Friedhöfe am Niederrhein", über die der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau die Schirmherrschaft inne hatte, fand internationale Beachtung und wurde selbst in Montevideo, der beinahe zwölftausend Kilometer entfernt von Solingen gelegenen Hauptstadt Uruguays dargeboten.Armin Alfermann starb am 11. September 1998 in Solingen.
Autorenporträt schließen