Verlag | Edition Atelier |
Auflage | 2022 |
Seiten | 104 |
Format | 12,2 x 1,6 x 19,1 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 219 g |
ISBN-10 | 3990650602 |
ISBN-13 | 9783990650608 |
Bestell-Nr | 99065060A |
Der letzte Auftrag des Tages sollte für die Möbelpackerin Lena und ihre Kollegen eigentlich rasch erledigt sein. Doch der Transport des sperrigen Kleiderschranks, den sie aus dem Haus einer alten Dame an einen neuen Standort bringen sollen, wird zu einer schier unlösbaren Aufgabe. Zeitdruck, prekäre Arbeitsbedingungen und faule Kollegen ist Lena in ihrem Job gewöhnt, doch diesmal ist da noch was anderes. Plötzlich steht sie ganz alleine da, umringt von Tieren, die in der Großstadt eigentlich nichts zu suchen haben. Was ist hier eigentlich los und wie wird sie nun diesen verfluchten Schrank los?Eine hochkomische, sozialkritische Erzählung über das Verhältnis von Mensch, Arbeit und Leben.
Leseprobe:
Von der Straße aus war das Haus kaum zu erkennen. Ein Turm ragte hinter einer Tanne hervor; den Rest des Hauses verdeckte die Hecke, die den gesamten gusseisernen Zaun bewuchs. Lena blickte sich nach einer Zufahrtsmöglichkeit um, aber es gab nur ein läppisches Türchen, von dem ein Trampelpfad ins Dickicht führte.»Seht ihr ein größeres Tor?«, fragte Lena. »Wie sollen wir da mit dem Schrank durchkommen?«Yilmaz zündete sich eine Zigarette an.»Das wird was«, sagte Korni.Neben dem Türchen waren die Tafel mit der Hausnummer sowie eine Glocke, an der kein Name stand. Lena läutete und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, ob jemand reagierte. Aber auch so sah sie fast nur Wald. Die Fenster der Villa reflektierten das Sonnenlicht und blitzten durch die Blätter. Lena läutete noch einmal und legte im Wagen das Formular bereit, das die Übernahme des Schranks bestätigen würde.Korni stellte sich auf den Steinsockel des Zauns, hielt sich an einem der Spieße fest und zog sich ein Stück hoch. Er nahm eine Hand vom Zaun, um seine Augen abzuschirmen, strauchelte. »Da kommt wer«, sagte er laut und fügte leise hinzu: »Eine kleine Alte, sieht aus wie ein Maulwurf, dicke Brille und so.« Er formte mit den Händen Eulenaugen.Die Maulwurfsfrau ging gebückt und hielt einen schweren Schlüsselring wie aus einem Mittelalterfilm. Als sie näherkam, winkte sie mit dem Ring, sodass es schepperte. Sie probierte einige Schlüssel, bevor einer passte und das Schloss aufsprang. »Entschuldigen Sie meine Langsamkeit«, sagte sie.»Können wir vielleicht irgendwo hereinfahren?«, fragte Lena.Die Alte sah sich um, als überlege sie, warum Lena das gefragt hatte. »Nein.« Sie lachte freundlich. »Aber der Schrank passt durch die Tür«, sagte sie. »Er ist auch durch die Tür hereingekommen.« Sie sah nach oben und klatschte in die Hände. »Kommen Sie! Folgen Sie mir.«
Rezension:
»Dass der Wiener Autor Simon Sailer soeben mit dem Clemens-Brentano-Preis ausgezeichnet worden ist, leuchtet unmittelbar ein. Er ist ein Romantiker, der manchmal wie aus unserer Zeit gefallen scheint, um sich dann doch in der Gegenwart zu fangen.« Anton Thuswaldner, Frankfurter Allgemeine Zeitung