Dickicht mit Reden und Augen - Gedichte. Ausgezeichnet mit dem Peter-Huchel-Preis 2014
Verlag | Kookbooks |
Auflage | 2013 |
Seiten | 88 |
Format | 14,9 x 21,5 x 0,8 cm |
Gewicht | 144 g |
Reihe | Kookbooks, Reihe Lyrik 29 |
ISBN-10 | 3937445544 |
ISBN-13 | 9783937445540 |
Bestell-Nr | 93744554A |
Wenn wir schon heute behaupte ich mal grundsätzlich dazu imstande sind, alles Erdenkliche poetisch zu verhandeln, was ist in Zukunft, neben allen schon im Voraus gebuchten Unsäglichkeiten, noch vom Gedicht zu erwarten? Professor Gnu gibt sich optimistisch: Fortschreitende Entkrampfung fördert das Absterben perspektivischer Verpeilung: Ticks, Tricks, Posen, nutzlose Priesterschaft, Gelehrtheit, Diskursgefuchtel, Jugend- und Altersweh, didaktischer Überbiss. Wo alles dekonstruiert ist (de-, re-, de-) und auch in Bezug auf das Dichterselbst wohltuend nichts mehr herumsteht, ist Hoffnung auf nachdenkliches Starren Gnus in
den von PVC-Bodenbelag, PVC-Möbeln und einer PVC-Zimmerpalme als Anhängsel der petrochemischen
Industrie markierten Seminarraum nun, wohl auf den Exodus aus dem Text, Erweckung des poetischen
Impulses in allen Domänen. (Aus: Helm aus Phlox, S. 123, Merve Verlag 2011)
Leseprobe:
Dickicht mit Reden und Augen
Möglichkeit und Methode überschneiden sich
ein kühner Satz bricht sich im Wald, fortan er hinkt
kein Sprung ins Dickicht dringt, kein Huf hinaus
kein ausrangiertes Fahrrad betet hier um Ruh
kein altes Lama spuckt, kein junges auch
sie hängen in den Tag, in Baumschaukeln
kein Baum, genau besehen, keine Schaukel, nicht mal
ein sie, nur hängen, Tag
Reden, durch nichts gedeckt, doch lebhaft
Lebewesen fast in einem Dickicht
hängend, hinkend eine, darum nicht weniger wahr
nicht wahr, nicht weniger, nicht ungerührt
schaukeln oder grasen zur Pflege der Landschaft
oder stehen nur in ihr, schauen herüber mit Augen.
für Elke Erb