Eines Frühsommertages fahren Julio Cortázar und seine Ehefrau Carol Dunlop mit ihrem VW-Bus auf die Autobahn Paris - Marseille. Ausgestattet mit Proviant, Musik, einer Kamera und zwei Reiseschreibmaschinen, verfolgen sie, beide bereits sterbenskrank, ein letztes gemeinsames Vorhaben: unterwegs alle 63 Rastplätze anzusteuern, auf jedem zweiten zu übernachten. Mit dem drängenden Eifer von Forschungsreisenden dokumentieren sie ihre Expeditionserlebnisse in einem Logbuch. Es gehen da die bukolischen Horizonte, Begegnungen mit Müllmännern, Beschreibungen erster Skorbut-Symptome, überdies Fotos von allerhand Fauna und Seltsamkeiten und detailgetreue Geländeskizzen ein - bald auch, unter tätiger Mithilfe ihrer Fantasie, dunkle Bedrohungen durch mörderische Hexenjäger und Geheimagenten. Und bei alledem leben diese Reisenden in der Enge ihres Gefährts wie Liebende auf einer einsamen Insel.
Die Autonauten auf der Kosmobahn ist eine der schönsten Expeditionen der Literaturgeschich te - eine vor Witz und Hintersinn überbordende Ethnographie des Alltagslebens und zugleich ein berührendes amouröses Zwiegespräch.
Julio Cortázar wurde am 26. August 1914 in Brüssel geboren. Mit seinen argentinischen Eltern zog er im Alter von vier Jahren in einen Vorort von Buenos Aires. Er absolvierte dort an einer sogenannten »Escuela Normal« eine Ausbildung zum Grundschullehrer und nahm ein Universitätsstudium auf, das er aber er aus finanziellen Schwierigkeiten frühzeitig abbrechen musste. Er arbeitete dann als Lehrer in verschiedenen Provinzschulen und begann in dieser Zeit, sich ernsthaft dem Schreiben zuzuwenden. 1938 erschien ein erster Gedichtband, und 1944 veröffentlichte er seine erste Erzählung in einer Zeitschrift. Im selben Jahr erhielt er an der Universität von Mendoza (Argentinien) eine Dozentur für französische Literatur, aber schon 1946, aus Protest gegen den Wahlsieg Peróns, legte er sein Lehramt nieder. Er veröffentlichte weiter in Zeitschriften, ließ sich zum Übersetzer für Englisch und Französisch ausbilden und erhielt 1951 ein Stipendium des französischen Staates. Er gin g nach Paris, wo er bis 1974 als Übersetzer für die UNESCO tätig war. In Paris verfasste er 1963 auch den Roman Rayuela (dt. Rayuela. Himmel und Hölle), der in den sechziger Jahren zum »Kultbuch« einer ganzen Generation von Intellektuellen und Studenten wurde. In Rayuela thematisiert er in provokanter Weise den künstlerischen Schaffensprozess, indem er neben der Handlung selbst »entbehrliche« Kapitel, wie er sie nennt, einfügt, in denen er die ästhetischen Prämissen des Buchs diskutiert. Seit Mitte der sechziger Jahre erschienen erste Übersetzungen seiner Erzählungen ins Englische, Französische, Italienische und Deutsche, und sein internationaler Ruf begann stetig zu wachsen. Es sind vor allem seine Erzählungen (die deutsche Gesamtausgabe, Die Erzählungen, erschien 1998 bei Suhrkamp), die Cortázar bald zu einem der originellsten und kreativsten Autoren Lateinamerikas machten. Seit den sechziger Jahren engagierte sich Cortázar, wie viele lateinamerikanische Intellektuelle, zunehmen d politisch, unterstützte die kubanische Revolution, die Regierung Allendes und später auch die sandinistische Revolution in Nicaragua. Sein Gesamtwerk umfasst außer Romanen und Erzählungen auch Theaterstücke, Lyrik und verschiedene Bände mit Kurzprosa; es weist ihn als einen der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts aus. Julio Cortázar starb am 12. Februar 1984 in Paris.
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