Verlag | Polar Verlag |
Auflage | 2025 |
Seiten | 224 |
ISBN-10 | 391091814X |
ISBN-13 | 9783910918146 |
Bestell-Nr | 91091814A |
Kafka, Camus und David Goodis sagt David L. Ulin in einem Interview, spielten beim Schreiben seines Kriminalromans eine große Rolle. Es ist Geschichte eines Ich-Erzählers. Ein Mann in einem Apartmentkomplex in L.A versteckt sich vor seiner Vergangenheit, an die er sich nicht erinnern will. Auf der anderen Seite des Hofes hört seine Nachbarin nicht auf zu schreien. Als sie ihn in einem Erbstreit mit ihrer entfremdeten Stiefmutter um Hilfe bittet, wird er in ein Netz aus Angst undManipulation hineingezogen. Wie in einem Fiebertraum weiß er nicht mehr, was er glauben soll. Erst ist irritiert und doch will er verhindern, dass Corrina, die Stieftochter, wie im Gespräch mit ihm angekündigt, ihre Stiefmutter Sylvia tötet. Sie fühlt sich um ihren Anteil am Nachlass des verstorbenen Vaters betrogen. Die Stiefmutter hat Anwälte beauftragt, um seinen angeblichenWunsch zu verwirklichen, seine Tochter enterben.Umgeben von Waldbränden entwickelt sich ein Noir. Böse, brutal kurz, scharf, düster. Ein Kriminalroman, so die Absicht des Autors, der sich in einer Nacht lesen lässt. In dreizehn Kapiteln offenbart sich ein gewalttätiger, verzweifelter Ort ohne Vergebung. Ein Thriller voller schlechter Menschen, die schlimme Dinge tun und buchstäblich die Straßen ablaufen, um Erlösung zu finden.
Leseprobe:
"Das war nicht das erste Mal, dass ich sie schreien gehört habe", sagte ich mit einer Stimme, so ausdruckslos und kontrolliert wie ein Metronom."Nein.""Möchten Sie mir erzählen, was passiert ist?""Ich weiß nicht."Sie sah mich an, mit haarverdeckten Augen; ich gab nach und schenkte mir einen Drink ein. Nur ein oder zwei fingerbreit, anständig, obwohl nichts daran anständig war."Sie müssen sich nicht entschuldigen", sagte ich, oder vielleicht dachte ich es auch nur - aber wie dem auch sei, etwas löste sich. Sie nahm einen weiteren Schluck Whiskey und begann zu sprechen, Worte, die wie das tiefe Summen von Moskitos klangen, schwer einzuordnen und doch ganz deutlich."Mein Vater ist gestorben", sagte sie."Das tut mir leid.""Ist ein paar Monate her." Sie schenkte sich noch etwas Whiskey ein und trank erneut, als würde sie Kraft sammeln. "Ich mochte ihn nicht." Sie hob den Blick, um meine Reaktion einzuschätzen. "Was ich meine ist: Wir standen uns nicht nahe."Ich wusste, was sie meinte; mir ging es mit meinen Eltern genauso, obwohl ich das nicht erwähnte.Ich reagierte nicht, saß einfach nur da, wartete ab und versuchte so, neutral zu wirken, als wäre ichgar nicht da."Er hat mir eine Menge Geld hinterlassen", fuhr sie fort, "doch seine Frau ficht das Testament an."Geld?, dachte ich, doch sagte nur: "Ihre Mutter?""Nein, sie ist auch schon tot. Ist gestorben, als ich fünfzehn war. Ich spreche von seiner zweitenFrau.""Muss kompliziert sein", sagte ich, bemühte mich um einen ausdruckslosen Tonfall und sah ihr indie Augen."Kompliziert beschreibt es nicht einmal annähernd. Sie behauptet, dass alles ihr zusteht. Sie sagt, er wäre dabei gewesen, sein Testament umzuschreiben und hätte vorgehabt mich zu enterben. Das lässt sie durch ihre Rechtsanwälte ausrichten und dann ruft sie mich an und sagt es mir selbst noch mal. Damit hat das Schreien angefangen."