Die Komödie des Teufels. Der Pakt - Zwei Grotesken
Verlag | marixverlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 160 |
Format | 12,9 x 20,6 x 1,5 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 228 g |
ISBN-10 | 373741078X |
ISBN-13 | 9783737410786 |
Bestell-Nr | 73741078A |
Ein lässig agierender Höllenfürst macht den Sterblichen mit ihren Eitelkeiten und Schwächen eine lange Nase. In zwei auch in Frankreich selten publizierten Grotesken aus der Feder des großen Romanciers Honoré de Balzac erlebt man den Teufel als raffinierten Mephisto. Die Komödie des Teufels von 1831 zeigt in moderner Übersetzung ein grelles Höllenspektakel, das der Menschheit im Stil eines politisch-satirischen Kabaretts den Spiegel vorhält. In der zweiten Groteske Der Pakt, erschienen 1822, berichtet ein Sterbender, der in die Hölle verdammt wurde, über seine Allianz mit Satan, die seinen mehr als 200 Jahre währenden Lebenslauf bestimmt und ihm dabei die Sinnlosigkeit seiner irdischen Träume offenbart. Beide Erzählungen bieten amüsante höllische und irdische Spektakel aus der Werkstatt eines jungen, ideenreichen Schriftstellers mit ausgeprägtem Sinn für bizarren Grusel und makabre Situationskomik.
Leseprobe:
Die Komödie des TeufelsI. IntroitusDieses Fest erschien allen geladenen Gästen als eines der schönsten. Der Speisesaal war erhellt mit achtzehnhundert Lüstern, von denen jeder zwölfhundert Leuchten trug, die ein rosafarbenes, nach Vanille duftendes Gas verströmten. Die Tafel war für zweiunddreißigtausend Besucher gedeckt und wirkte wie eine Schlange, die sich in langen Windungen hin und her bewegt, mal in gerader Linie kriecht, mal in sanften Bögen sich krümmt; elegant, gewunden und geschmeidig verlief sie von hier nach dort, quer durch alle Räume und wiederholte mehrfach ihre Schleifen; kapriziös wie eine junge Katze, die im Zimmer ihrer Herrin spielt, huschte die Tafel in alle Richtungen, glitt überallhin, sich selbst unentwegt kreuzend, und schließlich ruhte ihr prachtvoller Kopf an einem Ende des weiträumigen Saales, in dem das riesengroße Festbankett rauschte. Auf dieser herrlichen Tafel glänzten tausende Servierplatten aus Gold und Emaille wie Fischschuppen; zwei gewaltige A mphoren, jede aus einem Rubin gefertigt, funkelten am Kopf des Tisches wie die blutigen Augen einer Boa.Und genau an dieser Stelle war ein prunkvoller Thronhimmel aufgehängt. In seinem durch schmerzliche Niederlage und Exil verletzten Stolz suchte der Hausherr Trost in leeren Trugbildern und hatte sich das Innere der Kuppel wie ein Abbild des Firmaments erbauen lassen. Ein Diamant von vollkommener Reinheit und achthundert Millionen Mal größer als der Regent nahm dort die Position der Sonne ein. Jupiter und Saturn waren zwei enorm große Saphire. Die Durchmesser der Edelsteine, welche die Fixsterne und das Sammelsurium der Planeten darstellen sollten, variierten zwischen dem eines Kronleuchters der Pariser Oper und dem eines Holländer Käses. Der Mond erschien wie ein drittklassiger Opal; die Erde, dargestellt von einem schwach schimmernden Karfunkelstein, hätte im Himmel sicher sehr beeindruckend gewirkt. Die Kuppel hing an einem unsichtbaren Faden aus göttlichem Metall in der Luft. Gott hatte es so gewollt. Erzürnt über die Anmaßungen des rebellischen Engels hatte er angeordnet, dieses Monument solle den Kopf Satans ständig bekrönen und zugleich bedrohen. Der gute, aber unverbesserliche Teufel machte darüber jede Menge Witze.