Mit Sándor Márai und Antal Szerb gehört Ernö Szép zu den Mitbegründern der ungarischen Moderne.
Vom flüchtigen Glück der Liebe
»In meinem ganzen Leben habe ich von Frauen nur den Nachmittag bekommen, und wie oft hat sich auch der noch zerschlagen.« Eingehüllt in den dekadenten Hauch des untergehenden Kaiserreiches, betrachtet Mihály die Welt und sich selbst kontemplativ und abgeklärt. Sein Metier ist die Verführung, die verheiratete 5Fleurs, eine namenlose grande dame, begehrt er nur halbherzig, die Liebe der unschuldigen jungen Schauspielschülerin Iboly erduldet er nur. Mihálys Reflexionen über die Liebe, die Frauen und das Leben sind betörend, klug und berührend.
Mit Sándor Márai und Antal Szerb gehört Erno Szép zu den Mitbegründern der ungarischen Moderne.
»Manchmal scheint die Zeit stillzustehen in diesem grandiosen Roman, der im Porträt der Hauptfigur noch einmal das Flair der Monarchie beschwört.« Susanne Kunckel in der 'Welt am Sonntag'
Rezension:
Ernö Széps 'Die Liebe am Nachmittag' ist eines der elegantesten Bücher, die ich kenne. Eckhart Nickel Die Welt 20181215
Ernö Szép wurde 1884 in Huszt geboren, einer kleinen Stadt am Oberlauf der Theiss, an der nordöstlichen Grenze des historischen Österreich-Ungarn (heute zur Ukraine gehörig). Er wuchs als Sohn eines Dorfschullehrers in bescheidenen Verhältnissen auf. Noch als Schüler kam er nach Budapest, wo er sich mit Nachhilfestunden und Gelegenheitsgedichten bei verschiedenen Zeitungen sein Brot verdiente. Sein erstes Gedichtbändchen erschien, als er achtzehn war. Seit ihrer Gründung arbeitete er für die Zeitschrift 'Nyugat' (Der Westen), dem wichtigsten Organ der modernen ungarischen Literatur. Mit seinen Gedicht- und Erzählbänden, Beiträgen und Glossen in Zeitungen und Zeitschriften, Theaterstücken, Chansons und Kabaretttexten gehörte er bald zu den Prominenten des literarischen Lebens der Hauptstadt. Nicht zuletzt auf Grund seiner sechs Romane gilt Szép als einer der Mitbegründer der ungarischen Moderne.
Nach dem Sturz der Räterepublik verließ Szép 1919 das Land und verbrachte di e Jahre 1920/21 in Wien, wo er auch verschiedene Erzählbände publizierte. 1944 wurde er als Jude zunächst in einem der »geschützten« Budapester Sternhäuser interniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Wie viele andere jüdische Prominente erhielt er auf Initiative von Raoul Wallenberg einen sogenannten schwedischen Schutzpass und überlebte so in einem der sogenannten Sternhäuser den Krieg. Nach 1945 konnte er nur noch wenig publizieren, in der »neuen Zeit« fand er sich nicht mehr zurecht. Aufgrund seines bürgerlichen Hintergrunds wurde er 1949 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Verarmt, krank und nahezu vergessen starb er 1953 in Budapest. Sein Werk erlebt derzeit in Ungarn eine Renaissance.
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