Die Loverboy-Methode in Deutschland - Erklärungsansätze emotionaler Abhängigkeit vor dem Hintergrund von Vulnerabilität und Täterstrategien im Deliktsfeld Zwangsprostitution
Verlag | Verlag für Polizeiwissenschaft |
Auflage | 2023 |
Seiten | 271 |
Format | 15,1 x 1,5 x 21,2 cm |
Gewicht | 352 g |
ISBN-10 | 3866767951 |
ISBN-13 | 9783866767959 |
Bestell-Nr | 86676795A |
Die Loverboy-Methode beschreibt eine Vorgehensweise, bei der über eine Liebesbeziehung und die damit einhergehende starke emotionale Bindung der Prostitution zugeführt und durch verschiedene Zwangsmomente aufrechterhalten wird. Es handelt sich um einen Modus Operandi aus dem Deliktsfeld Zwangsprostitution/ Menschenhandel gem. § 232a StGB. Diese Menschenrechtsverletzung geht nicht nur mit einem immensen wirtschaftlichen Schaden einher, auch sind schwerwiegende und nachhaltige Beeinträchtigungen der körperlichen wie psychischen Integrität der Betroffenen wahrscheinlich.Dem gegenüber steht eine einseitige und oberflächliche Wissenslandschaft in Form von kleineren Randbefunden oder exemplarischen Einzelfalldarstellungen, die nicht immer auf empirischen Befunden fußen. Einseitige Darstellungen von Fallmerkmalen erwecken durch Reproduktion den Eindruck von Repräsentativität, wodurch wiederum die Gefahr besteht, dass keine facettenreichen und auch kontrastiven Erkenntnisse zu Fallverläuf en, Täterstrategien oder Dynamiken der emotionalen Abhängigkeit in fachliche bzw. politische Diskurse und in strategische Konzepte bzw. Handlungsempfehlungen einfließen. Es bedarf einer dezidierten wissenschaftlichen Auseinandersetzung, die das Loverboy-Phänomen in seiner Breite betrachtet, Erkenntnisse systematisiert und theoretisch fundiert. Das vorliegende Promotionsprojekt setzt an dieser Forschungslücke an. Basierend auf Fallrekonstruktionen wurden drei typische Fallverlaufsmuster identifiziert, die sich in der Gestaltung der Prostitutionszuführung sowie des Zwangsmitteleinsatzes differenzieren. Über die theoriebasierte Analyse des Zusammenspiels von Vulnerabilität und Täterstrategien werden Ent-stehung, Aufrechterhaltung und auch Beständigkeit emotionaler Abhängigkeit erklärt, wodurch unter anderem die oft angenommene Freiwilligkeit der Prostitutionstätigkeit - als eine der zentralen Herausforderung im Strafverfahren - negiert werden kann.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung: gesellschaftliche Relevanz, Zielsetzung und Aufbau 2. Das Loverboy-Phänomen: Begriff, Problemfeld und bisherige Erkenntnisse2.1 Begriffliche Klärung2.2 Einführung in das Problemfeld 2.3 Der Forschungsstand zum Loverboy-Phänomen 3. Theoretischer Bezugsrahmen 3.1 Herleitung der Auswahl relevanter theoretischer Ansätze 3.2 Vulnerabilität aus lern- und entwicklungspsychologischer Perspektive 3.3 Sozialpsychologische Betrachtung der Beziehungsebene 4. Forschungsparadigma und Untersuchungsdesign 4.1 Forschungsparadigma der Untersuchung 4.2 Beschreibung der Vorstudie 4.3 Beschreibung der Hauptuntersuchung 5. Ergebnisse zu Vulnerabilität, Täterstrategien und emotionaler Abhängigkeit 5.1 Die Anbahnungsphase: Emotionale Abhängigkeit als Ausgangspunkt 5.2 Fallverlauf: Typisierung und Einzelfallbeschreibungen 5.3 Untypische Elemente im Fallverlauf 5.4 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse 6. Diskussion und Bewertung der Ergebnisse 6.1 Entstehung emotionaler Abhängigkeit durch In strumentalisierung von Vulnerabilität 6.2 Täterstrategien und abhängigkeitsfördernde Dynamiken im Loverboy-Fallverlauf 6.3 Bewertung und Ausblick 7. Verzeichnisse