Zu den meisten seiner Lesungen hat Gunter Gerlach immer einen seiner Hunde mitgebracht, oft sind es schwarze gewesen, denen der Autor dann vorgelesen hat. Immerhin ein Lesewesen, das ihm aufs Wort folgte auf seinen stets ungewöhnlichen Lesungen. Das lässt sich nicht vorstellen, das Unvorstellbare dieser 'poetischen' Situation. Und wenn der Leser schließlich noch dem Unvorstellbaren seiner phantastischen Prosa folgt, hat man sich längst in einer seiner grotesken Geschichten verirrt. Noch während man versucht, das Wahre und das Unwahre zu unterscheiden, ist man längst in Gunter Gerlachs Kopf eingeschrieben und selbst zu seinem Protagonisten, zu einer Abschrift seiner abstrusen Absichten. So ist es schon vielen Lesern_innen ergangen. Gunter Gerlach versteht, es alle auf einfachen sprachlichen Wegen ex abrupto in zwei- oder auch dreifache Welten zu beamen. Wehe dem, der dann behauptet, er würde dort unter anderem mit den Gegenständen - z.B. Schrank, Tisch und Stuhl - in den Geschichte n sprechen können. "Ein falsches Wort und du bist tot", ist sein zweiter Erzählband.
Gunter Gerlach wurde noch im letzten Weltkrieg in Leipzig geboren. Die ersten Jahre verbrachte er im Luftschutzkeller. Bei seinem Fluchtversuch zu Fuß in den Westen, wurde er von russischen Soldaten gefangengenommen. In Bremen wohnte er anfangs in einer Ruine, die als Bordell genutzt wurde. In Hamburg- Barmbek bekam er Kontakte zu einer kriminellen Bande und zur Kunst. Während einer Lehre als Elektromechaniker, begann er sich der Fotografie zu widmen. Es gelang ihm, nach Abschluss der Lehre, Fotografie auf der Hochschule für bildende Künste in Hamburg zu studieren. Gleichzeitig kam es zu ersten Schreibversuchen. Auf der Hochschule wechselte er die Fachrichtung und gründete mit Dirk Zimmer, Dieter Glasmacher, Hermann Prigann und Werner Nöfer ein Syndikat für Kunstbetrieb. Schließlich verließ er die Hochschule und arbeitete als Texter in verschiedenen Werbeagenturen und selbständig als Fotograf.Mit Beginn der achtziger Jahre erschienen erste literarische Veröffentli chungen. Mit Lou A. Probsthayn, Reimer Eilers und Nicolas Nowack gründete er die Autorengruppe PENG, deren Programm es war, Literatur in den öffentlichen Raum zu bringen. Regelmäßige Veröffentlichungen und Auszeichnungen führten zu dem Versuch, das Dasein ausschließlich als Schriftsteller auszuhalten. Seit 1993 gelingt es ihm.Ende der neunziger Jahre stellte er mit Michael Weins Überlegungen an über eine dem 3. Jahrtausend angemessene Schriftsprache. Mit weiteren Autoren (u. a. Sven Amtsberg, Alexander Posch, Gordon Roesnik, Lou A. Probsthayn) entstand das puristische Regelwerk "Hamburger Dogma".Er begründete die Veranstaltungsreihe "Betrunkene Autoren lesen vor" und war auch Veranstalter des wöchentlichen Literatur-Quickies.
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