Verlag | Piper |
Auflage | 2014 |
Seiten | 400 |
Format | 12,1 x 19,0 x 2,9 cm |
Gewicht | 284 g |
Reihe | Piper Taschenbuch 30490 |
Übersetzer | Antoinette Gittinger |
ISBN-10 | 3492304907 |
ISBN-13 | 9783492304900 |
Bestell-Nr | 49230490A |
Juliette Beaumont hat es nicht geschafft, in New York als Schauspielerin zu reüssieren. Am Vorabend ihrer Abreise nach Paris wird sie auch noch fast von einem Auto überfahren. Doch der Fahrer, Sam Galloway, kümmert sich rührend um sie. Sie verlieben sich ineinander und erleben eine leidenschaftliche Nacht. Als Juliettes Flugzeug am nächsten Morgen startet, explodiert es in der Luft. Sam ist verzweifelt. Er ahnt nicht, dass das Schicksal ihrer Liebe einen Aufschub gewährt ...
Leseprobe:
An einem Januarmorgen, in der Hafeneinfahrt von New York, zu der Stunde, da der Tag die Nacht vertreibt
Hoch oben am Himmel überfliegen wir mit den Wolken, die nach Norden ziehen Ellis Island und die Freiheitsstatue. Es ist kalt. Die ganze Stadt erstarrt im Schnee und im Sturm.
Plötzlich taucht ein Vogel mit silbernem Gefieder aus den Wolken auf und fliegt schnell wie ein Pfeil auf die Wolkenkratzer zu. Er beachtet die Schneeflocken nicht, sondern lässt sich von einer geheimnisvollen Kraft leiten, die ihn in den Norden Manhattans führt. Er stößt kurze aufgeregte Laute aus, während er mit erstaunlicher Geschwindigkeit über Greenwich Village, Times Square und die Upper West Side fliegt und sich schließlich auf dem Eingangstor zu einem öffentlichen Park niederlässt.
Wir befinden uns am Ende des Morningside Parks, ganz in der Nähe der Columbia University.
In knapp einer Minute wird im obersten Stockwerk eines kleinen Wohnhauses in diesem Viertel ein Licht angehen. Juliette Beaumont, eine junge Französin, kostet soeben die letzten drei Sekunden Schaf aus.
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7:00:00
Als der Radiowecker klingelte, langte Juliette mit ausgestrecktem Arm nach dem Nachttisch und warf auf diese Weise den Wecker zu Boden, womit das grässliche Summen aufhörte.
Sie schob ihr Federbett zur Seite, rieb sich die Augen, stellte einen Fuß vorsichtig auf das glänzende Parkett, ging ein paar Schritte vorwärts und verfing sich dann im Teppich, der auf dem gebohnerten Holz wegrutschte. Verärgert rappelte sie sich wieder hoch und griff nach ihrer Brille, die sie hasste, aber unbedingt tragen musste, weil sie kurzsichtig war und keine Kontaktlinsen vertrug.
An der Wand neben der Treppe zeigten ihr kleine, bunt zusammengewürfelte Spiegel, die sie auf diversen Trödelmärkten erworben hatte, das Bild einer jungen Frau von achtundzwanzig Jahren mit mittellangem Haar und Schalk im Blick. Sie machte ihrem Spiegelbild einen Schmollmund und versuchte, etwas Ordnung in ihre Frisur zu bringen, indem sie auf die Schnelle ein paar goldene Strähnen glatt strich, die ihr vom Kopf abstanden. Ihr ausgeschnittenes T-Shirt und ihr knapper Seidenslip ließen sie sexy und aufreizend aussehen. Doch dieses angenehme Bild verschwand schnell wieder: Juliette hüllte sich in eine dicke rotkarierte Wolldecke. In diesem Apartment, das sie seit drei Jahren mit ihrer Mitbewohnerin Colleen teilte, war die Heizung schon immer der Schwachpunkt gewesen.
Wenn man bedenkt, dass wir zweitausend Dollar Miete zahlen, seufzte sie. Fest eingemummt stieg sie mit vorsichtigen Trippelschritten die Treppenstufen hinunter und stieß mit einer sanften die öffentlichen Gebäude geschlossen. Ein dicker getigerter Kater, der sie seit einigen Minuten beobachtete, sprang ihr auf den Arm und setzte sich auf ihre Schulter, wobei immer die Gefahr bestand, dass er mit seinen Krallen ihren Hals aufkratzte.
"Schluss damit, Jean-Camille!", rief sie und packte den Kater, um i hn auf den Boden zu setzen.
Der Kater miaute missbilligend und rollte sich dann doch in seinem Korb zusammen.
Inzwischen stellte Juliette einen Wasserkessel auf den Herd und schaltete das Radio ein: der heftige Schneesturm, der seit achtundvierzig Stunden über Washington und Philadelphia hinwegfegt, breitet sich über den ganzen Nordosten des Landes aus und wütet jetzt in New York und Boston.
Heute Morgen liegt eine dichte Schneedecke über Manhattan, die den Verkehr zum Erliegen bringt und die Stadt zur Langsamkeit zwingt.
Das Unwetter wirkt sich auch auf den Flugverkehr aus: alle Flüge ab JFK und La Guardia wurden annulliert oder verschoben.
Der Straßenzustand ist bedrohlich, und der Bürgermeister empfiehlt, wenn irgend möglich, das Auto zu Hause zu lassen.
Die U-Bahn müsste fahren, aber der Busverkehr ist stark beeinträchtigt. Amtrack verkündet einen eingeschränkten Bahnverkehr, und zum ersten Mal seit sieben Jahren bleiben die Museen, der Zo