Felix Schnabels Universitätsjahre oder Der deutsche Student - Ein Beitrag zur Sittengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts
Verlag | Leske Verlag |
Auflage | 2022 |
Seiten | 480 |
Format | 14,0 x 3,7 x 20,9 cm |
Mit Lesebändchen | |
Gewicht | 644 g |
ISBN-10 | 3946595154 |
ISBN-13 | 9783946595151 |
Bestell-Nr | 94659515M |
Kulturgeschichtliches Dokument und überraschend zeitloser Lesespaß: August Jägers Satire über den verlottertsten Studenten des neunzehnten Jahrhunderts ist sein bekanntestes Werk und eine lohnende Entdeckung.
Felix Schnabel ist ein lieber und hochintelligenter Goldjunge (denken seine Eltern), die Schwierigkeiten, die er so häufig hat, können nicht an ihm liegen (denken seine Eltern), und dass er am Ende so vollkommen im studentischen Leben versumpft, ist dann eine sehr große Überraschung. August Jägers Roman beweist aber nicht nur bereits 1835, wie schädlich Helikoptereltern sein können, er führt vor allem leichtfüßig in die Sprache und Welt des studentischen Verbindungslebens ein, das Jäger, der selbst Mitglied des 1821 in Jena gegründeten Corps Franconia war, sehr gut kannte. In diesen Kreisen mit ihren die Adelsgesellschaft nachäffenden Saufgelagen und Korporationssystemen, aber auch ihrem engen Freundschaftswesen wächst zu einem großen Teil - kritisch beäugt und verfolgt von der politischen Polizei - die Opposition heran, die 1848 in die demokratische Revolution mündet. Selbst der weit mehr an Bier und Mädchen und korporativen Ehren interessierte Felix Schnabel stolpert am Ende in die politische Haft. Aber bis dahin geht es hoch her in Jena, Leipzig, Halle, in Erlangen, Würzburg und Göttingen, Marburg, Gießen und Heidelberg, Straßburg und Freiburg, Tübingen, München und anderswo. Felix Schnabels Studentenleben wird durch Jägers eindrücklichen und kenntnisreichen Bericht für die nächsten hundert Jahre zum Musterbeispiel, allerdings nicht für wissenschaftlichen Fleiß.Mit Anmerkungen aus dem Burschicosen Wörterbuch von 1846.
Leseprobe:
Faktisch ist, daß Schnabel, als er des andern Tags auf einem Sopha in einer ihm ganz fremden Stube erwachte, nicht wußte, wie er hieher gekommen, noch was gestern mit ihm vorgegangen sei; sein Kopf war wüst, sein Geschmack unausstehlich. Nach einigem Sinnen, während dessen der treue Mouton den trübseligen Gebieter freundlich leckte, - und Schnabel bedurfte der Reinigung - glaubte er heraus zu finden, daß er von Lichtenhayn aus mit den Franken gegangen sein werde und sich jezt auf dem Sopha eines von ihnen befinde. Diese Vermuthung wurde zur Gewißheit, als eine Wachsfigur, in Gestalt eines Bekannten von gestern, aus der Kammer in die Stube trat.Nach eingenommenem Frühstück, wobei der Häring als Mittel gegen den Katzenjammer die Hauptrolle spielte, wurde für den neuen akademischen Bürger ein Quartier ausfindig gemacht. [...] Schnabel gefiel sich in seiner neuen Umgebung ganz herrlich, Halle und alle dort freudig und traurig verlebten Stunden waren bald vergessen.