Herr Maiwald der Armin und wir - In der Werkstatt der Sachgeschichten
Verlag | Schüren Verlag |
Auflage | 2021 |
Seiten | 176 |
Format | 14,7 x 1,4 x 21,2 cm |
Klappenbroschur | |
Gewicht | 260 g |
ISBN-10 | 3741003999 |
ISBN-13 | 9783741003998 |
Bestell-Nr | 74100399M |
Herr Maiwald, der Armin und wir ......ist ein erzählendes Sachbuch über den Erfinder der Sachgeschichten. Die Sachgeschichten haben Die Sendung mit der Maus berühmt gemacht.Sachgeschichten sind kurze Filme, die erklären, wie etwas geht, wo etwas herkommt oder wie etwas gemacht wird. Weil es sie mittlerweile seit 50 Jahren gibt, gehören die Sachgeschichten in der Sendung mit der Maus hierzulande zum Kulturgut und sind ein wichtiger Teil deutscher Fernsehgeschichte.Die Erzählung ist korrekt, aber nicht wissenschaftlich, weil ausgesprochen subjektiv. Dafür wird aus einem Blickwinkel erzählt, der keinem Wissenschaftler und keinem Journalisten zugänglich ist: kein Kameramann hat über einen so langen Zeitraum (28 Jahre) für Armin Maiwald gedreht, wie der Autor dieser Erzählungen. Die Geschichte der Sachgeschichten und die Arbeit daran wird hier anders beschrieben, als bei Armin Maiwald - ohne seinen Erzählungen zu widersprechen. Die beiden Perspektiven ergänzen sich.
Leseprobe:
Eine typische Sachgeschichte: Die Herstellung eines Alltagsgegenstandes. So ein Ding, das jeder kennt und keiner groß beachtet: Ein Speichenreflektor. Das ist so ein kleines gelbes Plastikding, das bei vielen Fahrrädern zwischen den Speichen der Räder klemmt. In der Fabrik wird ein Speichenreflektor aus zwei Hälften zusammengesetzt und verschweißt. Mit Ultraschall.Dazu legte eine Mitarbeiterin in der Fabrik die beiden gelben Plastikhälften übereinander in eine Schablone, so dass die Innenseiten der Hälften aufeinander lagen. Die Schablone war eine von vielen auf einem runden Teller aus Metall. Die Schablonen für die Reflektoren waren auf dem Teller angeordnet, wie die Fünf-Minutenstriche auf dem Zifferblatt einer Uhr. Bei sechs Uhr legte die Frau zwei gelbe Plastikhälften in die Schablone, mit der rechten Hand die untere Hälfte, mit der linken die obere Hälfte. Die Maschine drehte den Teller mit den Schablonen einen Schritt weiter, immer im Uhrzeigersinn, die Frau legte die nächst en Hälften ein...Die Maschine drehte sich schrittweise weiter. Bei zwölf Uhr fuhr die Schablone mit den zwei lose übereinander gelegten Reflektorhälften unter einen Metallkasten. Unter dem Metallkasten wurden die beiden Hälften verschweißt. Sehen konnte man davon nichts. Schon drehte sich der Teller wieder einen Schritt weiter, bei drei Uhr wurde der verschweißte Reflektor ausgeworfen.Also, was konnten wir davon zeigen? Wir konnten zeigen, das die Mitarbeiterin am Anfang zwei gelbe Plastikteile übereinander in die Maschine einlegt - und dass am Ende aus der Maschine ein gelber Reflektor plumpst. Sieht fast aus, als wäre er aus einem Stück Plastik.Viele Möglichkeiten, der Mitarbeiterin bei ihrer Tätigkeit mit meiner Kamera über die Schulter zu schauen, hatte ich nicht. Leider verdeckte mir die Frau mit ihren Händen das Bild genau dann, wenn man sehen sollte, dass sie zwei lose Plastikhälften übereinander in die Maschine legt.Kein Problem, dachte ich und fragte die Dame:"Können Sie die beiden Teile auch nur mit der rechten Hand einlegen? Ihre linke Hand verdeckt mir immer das Bild." Übergangslos nahm die Mitarbeiterin die Teile nur mit ihrer rechten Hand und legte sie einhändig in die Schablone."Bist du wahnsinnig!?", regte sich Herr Maiwald auf, "Das ist hier kein Filmstudio! Die Frau macht ihre Arbeit, sie hat ihre Handgriffe, ihren Rhythmus! Und du musst sehen, wie du mit der Kamera da hinkommst! Wir verändern hier nichts."