Hochzeit? Hochzeit! - Erzählungen von Heiratsanträgen, Fluchtversuchen und der großen Liebe
Verlag | Edition Nautilus |
Auflage | 2017 |
Seiten | 256 |
Format | 13,2 x 19,5 x 2,5 cm |
Mit Lesebändchen und mit goldenem Bezugspapier | |
Gewicht | 366 g |
Reihe | edition fünf 30 |
ISBN-10 | 3942374870 |
ISBN-13 | 9783942374873 |
Bestell-Nr | 94237487A |
10 Geschichten aus 200 Jahren über die Begegnung von Liebenden,
ausgewählt und herausgegeben von Nicole Seifert
Jane Austen, Virginia Woolf, Katherine Mansfield,
Dorothy Parker, Alice Munro, Laurie Colwin, Bobbie Ann Mason,
Lorrie Moore, Zadie Smith, Karen Köhler
Zehn große Autorinnen über Heiratsanträge und Hochzeiten, über Verlobungszeit und Flitterwochen. Ein gemeinsamer Nenner ist: der Zweifel. Immer wieder müssen Frauen entscheiden, ob sie Ja oder Nein sagen. Will sie ihn wirklich? Ist sie schon bereit, vom alten Leben Abschied zu nehmen? Soll sie die Verlobung wieder lösen oder den Dingen ihren Lauf lassen? Ein Grat zwischen Angst und Zuversicht, der sich oft als äußerst schmal erweist. Immer wieder sind es die Freundinnen und Schwestern, die zurate gezogen werden und Einfluss auf die Entscheidung nehmen.
Die Erzählungen spannen einen Bogen durch 200 Jahre weiblicher Literaturgeschichte und vermitteln ein Bild davon, wie sich die Lebensumstände und Möglichkeiten der Frauen verändern: Auf die Versorgerehe folgt die Liebesheirat - die Zweifel aber bestehen fort, wenn auch in neuer Form. Das Ende bleibt hier und da offen, aber nicht nur die letzte Erzählung schließt mit dem klassischsten aller Happy Endings: dem Ja-Wort und der vergewisserten Liebe.
Leseprobe:
Da wären wir", sagte sie. "Stimmt's?"
"Und ob das stimmt", sagte er. "Jawoll. Da wären wir."
"Tja!", sagte sie.
"Tja!", sagte er. "Tja. Wie fühlt man sich denn so als alte verheiratete Frau?"
"Oh, es ist noch zu früh, um mich danach zu fragen", sagte sie. "Jedenfalls - ich meine. Na ja, ich meine nur, du liebe Güte, wir sind doch erst ungefähr drei Stunden verheiratet, stimmt's"
Der junge Mann studierte seine Armbanduhr, als hätte er sich gerade erst die Fertigkeit der Zeitbestimmung zu eigen gemacht. "Wir sind jetzt", sagte er, "genau zwei Stunden und sechsundzwanzig Minuten verheiratet."
"Ach", sagte sie. "Es scheint schon länger zu sein."
"Nein", sagte er. "Es ist ja noch nicht einmal halb sechs."
"Es kommt mir viel später vor", sagte sie. "Ich glaube, das ist, weil es schon so früh dunkel wird."
"Das trifft tatsächlich zu", sagte er. "Die Nächte werden von nun an ziemlich lang sein. Ich meine. Ich meine nur es wird eben schon früh dunkel."
"Ich ha tte keine Ahnung, wie viel Uhr es ist", sagte sie.
"Alles ging so durcheinander, ich weiß irgendwie gar nicht, wo ich bin oder was überhaupt los ist. Zurück von der Kirche, und dann alle diese Menschen, und dann das ganze Umziehen, und dann von allen beworfen werden und dergleichen. Du liebe Güte, ich verstehe nicht, wie man das jeden Tag tun kann."
"Was tun kann?", sagte er.
"Heiraten", sagte sie. "Wenn man an all die Menschen denkt, überall auf der Welt, die einfach heiraten, als ob es einfach gar nichts wäre."
"Na, wir wollen uns mal nicht den Kopf zerbrechen über Menschen überall auf der Welt", sagte er. "Lass uns doch nicht über einen Haufen Chinesen nachdenken. Wir können doch an etwas Besseres denken. Ich meine. Ich meine nur - was gehen die uns schon an?"
"Ich weiß ja", sagte sie. "Aber ich musste nur irgendwie daran denken, wie sie alle, allüberall, es ständig tun. Jedenfalls, ich meine - heiraten, weißt du. Und es ist - es ist eben irgendwie so eine große Sache, dass einem ganz komisch wird. Man denkt daran, wie sie, sie alle, es alle einfach tun, als ob es gar nichts wäre. Und wer von ihnen weiß schon, was anschließend passiert?"
aus "Da wären wir" von Dorothy Parker