Im Rausch der Jahrhunderte - Alkohol macht Geschichte
Verlag | marixverlag |
Auflage | 2018 |
Seiten | 304 |
Format | 14,7 x 21,4 x 2,7 cm |
Gewicht | 484 g |
ISBN-10 | 3737410844 |
ISBN-13 | 9783737410847 |
Bestell-Nr | 73741084A |
Eine bisher weitgehend unbeachtete Facette der Geschichte ist der tatsächliche Einfluss des Alkohols auf historische Ereignisse durch die Jahrhunderte. Geschichte aus dieser besonderen Perspektive zu betrachten, wirft ein neues und brisantes Licht auf so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Alexander den Großen, Caligula, Karl V., Otto von Bismarck, Winston Churchill und Konrad Adenauer. In spannenden Episoden spürt Jochen Oppermann erstmalig den unterschiedlichen Auswirkungen nach, die der Alkohol in bedeutenden welthistorischen Augenblicken verantwortete.(Aus dem Vorwort) »Wir finden nicht zuletzt eine ganze Bandbreite an Verhaltensweisen des Menschen, die durch den Alkohol bestimmt sein können: nobles Streben, mutige Kämpfe, tiefste Traurigkeit, höchste Freude, schlimmste Barbarei und furchtbarste Verbrechen. All das gehört zur Geschichte der Menschen, die uns auf den folgenden Seiten begegnen. Diese Episoden sind Ausschnitte, Lichtblitze, Schnappschüsse, die die Weltgeschicht e des Menschen kurz erhellen und die nicht selten mit einem Becher, einem Krug, einem Bier- oder Schnapsglas abgelichtet wurden.«
Leseprobe:
Deshalb griff man zu einem weniger aufwendigen Hausmittel: Olivenöl. Wer letztlich auf diese Lösung kam, Globke oder Adenauer, wird wohl nie geklärt werden. Jedenfalls bekam jeder vom Chef persönlich einen Löffel verabreicht, was zu Gelächter führte. Die orale Verabreichung ließ man vor jedem Treffen mit den Sowjets über sich ergehen. Bei einer rektalen wäre der Spaßfaktor sicherlich weitaus geringer gewesen.Bereits am 09. September sollte sich zeigen, dass diese Maßnahme äußerst sinnvoll war, jedoch nicht alles verhindern konnte. Das Olivenöl verhinderte ja nicht den Rausch, sondern verlangsamte nur die Aufnahme des Alkohols in die Blutbahn.Nach der Eröffnungserklärung des Kanzlers ließ dieser sich von der russischen Gastfreundschaft mitreißen. Er saß zwischen Bulganin (1895-1975), dem Verteidigungsminister, und Molotow (1890-1986), dem Außenminister, und sprach zum Entsetzen seines ranghohen Diplomaten Blankenhorn (1904-1991) recht intensiv dem Alkohol zu. Georgischer Südwein wu rde in einem Zug geleert und Adenauer forderte immer wieder Bulganin, Molotow und schließlich Chruschtschow (1894-1971) auf, es ihm gleichzutun. Gerade letzterer ließ sich nicht lange bitten und sparte nicht mit provokanten Trinksprüchen: »Was wollt Ihr, Deutsche - Freundschaft oder Feindschaft?«Dies war ganz nach Adenauers Geschmack, dem ein offener Schlagabtausch gelegen kam. Auch Carlo Schmid (1896-1979), der als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses mitgereist war, wollte die Russen in ihrer eigenen Paradedisziplin schlagen. Wenn es keine Lüge sei, dass die Russen trinkfest seien, wünsche er größere Gläser für den Wodka. Er trinke ja aus einem Fingerhut! Chruschtschow gefiel dieses Verhalten so sehr, dass er ihn »Herr Großdeutschland« nannte. Schmid bekam ein größeres Glas und war sich fortan der Sympathie der Russen sicher. Später forderte Chruschtschow gar den »Herrn Großdeutschland« zu einem persönlichen »Kampf« heraus. Über den Ausgang schweigen die diplomatischen Akten .